BERUFLICHE ORIENTIERUNG : Mehr Chancen für Geflüchtete: Programm zur beruflichen Förderung verlängert

9. Januar 2020 // Ulrike Günther

Das Programm „Berufsorientierung für Flüchtlinge“ (BOF) wird bis 2021 weiterlaufen. Noch im Dezember vergangenen Jahres hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die entsprechende Förderrichtlinie veröffentlicht.

Berufliche Orientierung für Flüchtlinge - Bild: flickr
Berufliche Orientierung für Flüchtlinge - Bild: flickr

zwd Berlin. Überbetriebliche Berufsbildungsträger haben demgemäß jetzt die Möglichkeit, beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) neue Anträge auf Förderung ihrer Angebote zu stellen. Mit der Richtlinie will das Bundesbildungsministerium die Integration von Geflüchteten und Migrant*innen voranbringen. Die Eingliederung von Menschen mit Fluchthintergrund sei eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, die unter anderem deren intensived Bemühen um erfolgreichen Wege in Ausbildung und Beruf erforderlich machten, heißt es in der Erläuterung des BMBF für das neu aufgelegte BOF-Programm.

Ein Fokus der Maßnahme liegt laut BMBF auf der Integration von weiblichen Migrant*innen. Indem das Programm deren Ausbildung fördert, schafft es für sie die Grundlage, eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen. Seit 2016 unterstützt das BIBB BOF-Kurse im Umfang von 13 bzw. 26 Wochen. Lehrwerkstätten und Betriebe bereiten erwachsene, nicht mehr schulpflichtige Flüchtlinge und Zugewanderte, die spezielle Hilfen beim Sprachlernen oder bei der Berufswahl brauchen, zielgerichtet auf eine Ausbildung vor. Dabei sind die vom BIBB bewilligten Kurse darauf ausgerichtet, die Teilnehmenden nach einer ganzheitlichen Herangehensweise zu qualifizieren und zu betreuen.

BOF-Kurse vermitteln Migrant*innen sprachliche und berufsbezogene Kompetenzen

Zweck der BOF-Kurse ist es, möglichst vielen Flüchtlingen und Migrant*innen die für eine berufliche Ausbildung in der Bundesrepublik benötigten Kenntnisse zu vermitteln und damit ihre Chancen zu steigern, eine Lehrstelle zu erhalten. Die überbetrieblichen Bildungszentren prüfen vorab, ob die interessierten Bewerber*innen die Voraussetzungen für die von ihnen angestrebten Berufsausbildungen und Einstiegsqualifizierungen mitbringen. Die Kriterien dafür hat das Forschungsinstitut für Berufliche Bildung im Auftrag des BIBB entwickelt. In sog. Werkstatttagen sollen sich die Teilnehmer*innen in dem von ihnen angestrebten Ausbildungsberuf orientieren und sich in den Praxisräumen und Werkstätten darin erproben. In einer vier bis acht-wöchigen Betriebsphase lernen sie dann eine Firma kennen, die ihnen eine Lehrstelle in dem gewünschten Ausbildungsberuf anbieten könnte.

Auf diese Weise machen die BOF-Kurse die Geflüchteten und Zuwanderer*innen mit bis zu drei verschiedenen Ausbildungsberufen vertraut. Im Fachunterricht erwerben die Teilnehmer*innen die für den Unterricht an den Berufsschulen wichtigen sprachlichen und berufsbezogenen Kompetenzen. Sozialpädagog*innen unterstützen die Migrant*innen nach Ablauf der Kurszeit individuell bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder beim Erlangen einer Einstiegsqualifizierung.Für den sprachlichen sowie berufsbezogenen Fachunterricht unterstützt das BIBB die Berufsbildungsstätten mit Fortbildungen. Die für berufliche Orientierung zuständige Programmstelle im BIBB begleitet die BOF-Projekte in fachlicher und administrativer Hinsicht.

Fördermaßnahme soll größerer Anzahl von Geflüchteten zu Ausbildungsplätzen verhelfen

In den vorigen Jahren ist die Zahl der Bewerber*innen auf Ausbildungsplätze mit Migrationshintergrund stetig angestiegen. Laut Angaben des BIBB suchten 2019 ca. 38.1000 Geflüchtete und Zugewanderte eine Ausbildungsstelle, ungefähr so viel wie im Jahr davor. Da insgesamt die Nachfrage nach Berufsausbildungen sinke, habe dem BIBB zufolge der Anteil von Migrant*innen unter den Bewerber*innen auf Lehrstellen sogar zugenommen. Von diesen beginnen bundesweit nach dem Bewerbungsprozess jedoch unterdurchschnittlich viele tatsächlich eine Berufsausbildung.

Während von den Bewerber*innen ohne Fluchthintergrund ca. 50 Prozent eine Ausbildung antreten, sind es bei den Personen mit Flucht- und Migrationserfahrungen lediglich 35,2 Prozent. Die BOF-Kurse sollen laut BIBB diesen Prozentsatz weiter anheben, womit sie gleichzeitig dazu beitragen, das Vorhandensein der gefragten Fachkräfte zu gewährleisten. Rund 3.300 Geflüchtete und Zugewanderte haben bisher an BOF-Kursen teilgenommen, etwa die Hälfte der Absolvent*innen der Fördermaßnahme konnten hinterher eine Ausbildung anfangen oder eine Einstiegsqualifizierung durchlaufen.


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