WELTAIDSKONFERENZ : Mehr Forschung zu Schutzmitteln
für Frauen gefordert

13. August 2006 // ticker

zwd Toronto (utz) – Inzwischen sind fast die Hälfte der Aids-Infizierten weiblich, vor zehn Jahren waren es nur zwölf Prozent, so Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) am 13. August anlässlich der Eröffnung der 16. Weltaidskonferenz in Toronto. Der Direktor des Aidsbekämpfungsprogramms der Vereinten Nationen (UNAIDS), Peter Piot, forderte mehr Forschungsgelder für Mikrobizide zum Schutz von Frauen. Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung setzte sich ebenfalls für Frauen ein.

Mädchen und Frauen seien durch Diskriminierung, Gewalt und Ausgrenzung in besonderer Weise von Infektion und Krankheit bedroht, erklärte Ministerin Wieczorek-Zeul. Daher müssten die nationalen Programme zur Aids-Bekämpfung stärker auf die spezifische Bedrohung von Frauen ausgerichtet werden. „Dazu gehört auch, dass in den Entscheidungsgremien der Aids-Bekämpfungs-Programme in den einzelnen Ländern Frauen stärker repräsentiert sind“, so Wieczorek-Zeul. Sie kündigte an, dass die Bundesregierung 2008 ihre Mittel im internationalen Kampf gegen Aids von bislang 300 auf 400 Millionen Euro aufstocken werde.

Chemie soll Kondome ergänzen
„Tragischerweise ist das Ende von Aids nirgendwo in Sicht“, sagte der Direktor von UNAIDS Peter Piot in Toronto. Dort haben sich rund 24.000 VertreterInnen aus Wissenschaft, Praxis und Politik zur bislang größten Internationalen Aids-Konferenz versammelt. Unter anderem geht es darum, bisherige internationale Zusagen für verbesserten Zugang von Aidskranken und Risikogruppen zu Behandlung und effektiver Prävention umzusetzen. Im 25. Jahr der globalen Krise, so Piot, gelte es vor allem, die grundlegenden Probleme der Krankheit zu beseitigen: Armut, Ausgrenzung, Angst vor Homosexuellen und Unterdrückung von Frauen. Eine der wichtigsten Aufgaben sei es, die Forschungsgelder für Mikrobizide – unsichtbare chemische Kondome – sofort zu verdoppeln. Mit Hilfe dieser Stoffe können sich Frauen vor dem Virus schützen, wenn sie einen Mann nicht dazu bringen können, ein Kondom zu gebrauchen.

Bill Gates engagiert sich für Entwicklung von Mikrobiziden
Auch Microsoft-Gründer Bill Gates machte sich zum Abschluss der Eröffnungsveranstaltung für die Entwicklung von Schutzmitteln für Frauen stark. Der Schlüssel im Kampf gegen Aids liege bei den Frauen. „Eine Frau sollte niemals die Erlaubnis ihres Partners benötigen, um ihr eigenes Leben zu retten“, sagte er und kündigte an, mit seiner Stiftung die Entwicklung von Mikrobiziden zu unterstüzten. Das Bundesentwicklungsministerium will ab 2007 jährlich eine Millionen Euro zur Erforschung derartiger Wirkstoffe zur Verfügung stellen.

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