FRAUEN IN FÜHRUNGSPOSITIONEN : Noch immer 90-prozentige Männerquote in den Vorständen

12. Dezember 2019 // ticker

Vor fünf Jahren beschloss das Bundeskabinett eine Frauenquote für Aufsichtsräte und Vorstände der börsennotierten sowie der Mitbestimmung unterliegenden Unternehmen. Die Quote wirkt bei den Aufsichtsräten der aktuell betroffenen 105 Unternehmen, nicht jedoch für deren Vorstände.

Bild: AdobeStock/prostock-studio.
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zwd Berlin. Der aktuelle WoB-Index der Initiative Frauen in die Aufsichtsräte e. V. (FidAR) besagt, dass der Anteil der Frauen in den Kontrollgremien der aktuell börsennotierten sowie voll mitbestimmten 186 Unternehmen seit Anfang 2015 um 11,9 auf 31,8 Prozent gestiegen ist. In den 105 Aufsichtsräten, für welche die gesetzliche Quotenregelung seit 1. Januar 2016 gilt, ist der Frauenanteil mit durchschnittlich 34,9 Prozent auf einen neuen Höchststand angestiegen (+13,6 %). Damit hat das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst (BGBl. Nr. 17 vom 30. April 2015) nach übereinstimmender Einschätzung des Vereins FidAR wie auch der Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD) Wirkung erzielt: "Ohne gesetzlichen Druck hätten wir den starken Anstieg des Frauenanteils in den Aufsichtsräten nie erreicht", heißt es in einer am Mittwoch herausgegebenen gemeinsamen Mitteilung von FidAR und BMFSFJ. Die 81 DAX-Unternehmen, die nicht unter die Quote fallen, können ebenfalls einen Anstieg von 8,7 auf 22,4 Prozentpunkte in ihren Aufsichtsräten verzeichnen.

Wie es in der Mitteilung weiter heißt, herrscht in den Vorständen eine "stabile 90-Prozent-Männerquote": Bei den Quotenunternehmen ist der Frauenanteil um 5,9 auf 10,8 Prozent gestiegen, bei den Nicht-Quotenunternehmen dagegen nur um 3,7 auf 8,9 Prozent. Für die Bundesfrauenministerin ist es nicht hinnehmbar, dass in den Vorständen kaum Fortschritte gemacht werden, mehr Frauen zu berufen: „Wer weiterhin die Zielgröße „null“ meldet und dies nicht plausibel begründet, muss mit Sanktionen rechnen“, kündigte Giffey an. Sie will mit Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) im kommenden Jahr einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen. Der Erfolg der Frauenquote bei den 105 Unternehmen müsse bei allen börsennotierten Unternehmen "jetzt Schule machen". Nach FidAR-Angaben plant lediglich ein Drittel (35,7 %) der Quotenunternehmen einen Zuwachs des Frauenanteils in den Vorständen auf über zehn Prozent. Knapp zwei Drittel der 186 von FidAR untersuchten Unternehmen (118 bzw. 63,4 Prozent) hat keine Frau im Vorstand, 66 Unternehmen beharren auf eine Zielgröße Null bis 2022. Sie wollen keine Frau im Vorstand.

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