CHE-ANALYSE : Nur jede fünfte Fachhochschule/HAW wird von einer Frau geleitet

5. November 2019 // ticker

In Deutschland steht lediglich jeder fünften Leitung einer Fachhochschule (FH) oder Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) eine Frau vor. Dies zeigt eine aktuelle Analyse des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE).

Vier Männer und nur eine Frau: So ist die Leitung der deutschen FHs und HAWs im Durchschnitt verteilt. - Bild: Julia Bergmeister
Vier Männer und nur eine Frau: So ist die Leitung der deutschen FHs und HAWs im Durchschnitt verteilt. - Bild: Julia Bergmeister

zwd Gütersloh. Damit liegt die Quote hier sogar noch geringer als bei den Universitätsleitungen (Stand Dezember 2018). Hier haben bei drei von vier Universitäten in Deutschland Männer die Position als Rektor bzw. Präsident inne. „Weibliche Hochschulleitungen sind in Deutschland weiterhin eher die Ausnahme als die Regel“, sagte CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele. Er wünscht sich auch im Hinblick auf den Nachwuchs im Wissenschaftsmanagement ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis. „Damit aus den guten Studentinnen von heute die Top-Wissenschaftlerinnen und Führungskräfte von morgen werden, braucht es auf dem Campus auch die Präsenz weiblicher Vorbilder – von der Professorin bis zur Präsidentin.“

Durchschnittliche Hochschulleitung: Männlich, Ende Fünfzig und aus Westdeutschland

Im Durchschnitt sind die Rektor*innen oder Präsident*innen an staatlichen FHs und HAWs in Deutschland 57 Jahre alt. Rund ein Viertel der Führungskräfte stammt aus Nordrhein-Westfalen. Lediglich knapp jede zehnte Hochschulleitung wurde in Ostdeutschland geboren.

Das Bild bei den Ausbildungswegen der Führungskräfte stellt sich differenziert dar. Typisch für den Fachhochschulsektor sei auch der hohe Praxisbezug der Biografien, erläuterte Studienleiterin Isabel Roessler. „Jede achte HAW-Leitung hat vor dem Studium eine Ausbildung absolviert. Anders als bei den Universitätsleitungen findet man unter den FH-Führungskräften auch gelernte Tischler oder Gärtner.“ Da außerdem fast alle HAW-Leitungen über mehrjährige berufliche Erfahrung verfügten, sei ihnen die Welt jenseits der Hochschulmauern sehr gut bekannt. „Dadurch wissen sie, wie die anwendungsorientierte Ausrichtung der Hochschulen optimal gestaltet werden kann“, so Roessler.

Ebenfalls auffallend ist die regionale Verwurzelung der Führungskräfte an Hochschulen für angewandte Wissenschaften. In Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Bayern und Baden-Württemberg stammt jeweils mehr als die Hälfte der Hochschulleitungen aus dem eigenen Bundesland. In weiteren sechs Bundesländern liegt der Anteil „einheimischer“ Führungskräfte bei mehr als 25 Prozent.

Zahlreiche Führungskräfte mit Auslandserfahrung

Auch andere biografische Fakten sind bemerkenswert: Rund die Hälfte der HAW-Leitungen war für einen längeren Zeitraum im Ausland. Die durchschnittliche Arbeitszeit außerhalb des Hochschulsystems beträgt 8,7 Jahre. Ein Drittel aller Führungskräfte von Fachhochschulen hat bereits an einer Universität gearbeitet.

„50 Jahre nach der Gründung der ersten Fachhochschule in Deutschland sind die Führungsaufgaben an diesen Hochschulen so komplex wie noch nie zuvor. Sie sollen globale Herausforderungen lösen und regional vernetzt sein, sollen Studierende an die neuste Forschung heranführen und praxisorientierte Lösungen für mittelständische Unternehmen entwerfen“, erklärte Frank Ziegele. Diese unterschiedlichen Anforderungen zeigten sich dabei exemplarisch in der Vielfalt der ausgewerteten Lebensläufe, die sich teilweise deutlich von den Universitätsleitungen unterscheide.

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