FRAUEN IN FÜHRUNGSPOSITIONEN IM GESUNDHEITSWESEN : Parität für Medizinerinnen erst in 32 Jahren erreicht?

27. Mai 2019 // Monica Dick

Der Frauenanteil in Führungspositionen in der Universitätsmedizin hat sich in den letzten drei Jahren von zehn auf 13 Prozent erhöht. Der Deutsche Ärztinnenbund e.V. (DÄB) warnt davor, dass bei unverändertem Tempo eine paritätische Besetzung erst in 32 Jahren erreicht wäre.

Leitungspositionen in der Universitätsmedizin sind auch heute noch eine Männerdomäne.
Leitungspositionen in der Universitätsmedizin sind auch heute noch eine Männerdomäne.

zwd Berlin. Die Zahlen gehen aus der aktuell veröffentlichten Studie „Medical Women on Top Update 2019“ des DÄB hervor, die an eine entsprechende Untersuchung aus dem Jahr 2016 anknüpft. Diese hatte ergeben, dass der Frauenanteil an Lehrstühlen, Klinikdirektionen und unabhängigen Abteilungsleitungen im Bundesdurchschnitt nur zehn Prozent betrug.

Das Update der Studie von 2016 sollte nun aufzeigen, ob Unterstützungsangebote für Medizinerinnen seitdem bessere Ergebnisse erzielen konnten. Das Fazit: In den vergangenen drei Jahren stieg der Frauenanteil in Spitzenpositionen lediglich um drei Prozentpunkte. „87 Prozent der Führungspositionen sind nach wie vor mit Männern besetzt“, bilanzierte Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk, Vize-Präsidentin des DÄB und Leiterin der Studie. Die Ursache für den geringen Frauenanteil bliebe Kaczmarczyk allerdings unklar, „denn der qualifizierte Nachwuchs ist vorhanden“: So waren 2016 fast ein Drittel (31 Prozent) der Oberärzt*innen weiblich. Aus diesem Grund sieht der DÄB mit Sorge, dass die Gestaltung medizinischer Ausbildung, Meinungsbildung und Therapiekonzepten voraussichtlich bis zum Jahr 2051 durch Männer geprägt werden würde, wenn nicht mehr Frauen Spitzenposten in Universitätskliniken einnehmen.


Schlusslichter Magdeburg, Würzburg und Homburg

An Universitätskliniken in Berlin und Bremen ist fast jede vierte Spitzenposition mit einer Frau besetzt (23 Prozent, siehe Grafik), gefolgt von Frankfurt am Main, Freiburg und Münster mit 21 Prozent. Das Schlusslicht mit keiner einzigen Frau in einer Leitungsposition bilden Magdeburg, Würzburg und Homburg, das auch schon 2016 den letzten Platz belegte.

(Quelle Grafik: „Medical Women on Top Update 2019“, Deutscher Ärztinnenbund e.V.)





Anhörung zu Frauen in Führungspositionen in der Gesundheitsbranche

Das Thema Parität im Gesundheitswesen wird am 05. Juni Gegenstand einer Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestages sein. Dabei geht es um einen Antrag der Grünen-Bundestagsfraktion (Drs. 19/4855), in dem nach einer verbindlichen Frauenquote für Vorstände der gesetzlichen Krankenkassen, Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen und ihrer Spitzenverbände auf Bundesebene sowie eine Dokumentation der Nominierungs- und Wahlverfahren verlangt wird.

Mit ihren Forderungen stehen die Grünen nicht allein da: Bereits im Juni vergangenen Jahres hatten sich die Ressortchefs der Länder auf der Gesundheitsminister*innenkonferenz (GMK) für die Einführung einer Geschlechterquote von 40 Prozent in den Führungsgremien von Sozialversicherungen und Ärzteschaft ausgesprochen.

Zur Ausschussanhörung und weiteren Entwicklungen hält Sie das Portal des zwd-POLITIKMAGAZINs selbstverständlich auf dem Laufenden.

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