FRAUEN IN DER WISSENSCHAFT : Potsdam führt das Ranking der Hochschullehrerinnen-Quoten an

1. September 2023 // ticker/ig

An deutschen Universitäten und Hochschulen studieren im Schnitt mehr Frauen als Männer. Doch unter den Hochschullehrerinnen und -lehrern herrscht noch lange keine Geschlechterparität.Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse des bundesweit aktiven Verbraucherschutzvereins Berlin/Brandenburg e.V. (VSVBB). Spitzenreiterin unter allen bundesdeutschen Hochschulen beim Ranking-Vergleich der meisten mit Frauen besetzten Lehrstühle ist die Universität Potsdam

BildQ: Uni Potsdam, Foto: Karla Fritze
BildQ: Uni Potsdam, Foto: Karla Fritze

Der VSVBB hat am 09. Juni 2023 50 der größten deutschen Universitäten und Hochschulen zu ihrer Frauenquote befragt und zwischen dem 09. Juni 2023 und dem 10. August 2023 Antworten erhalten. Folgende Universitäten und Hochschulen haben die Fragen des VSVBB bis heute nicht vollständig beantwortet: FOM Hochschule für Oekonomie & Management – University of Applied Sciences, Johann Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Technische Universität München, Freie Universität Berlin, Technische Universität Berlin, Universität Augsburg, Universität Paderborn, Hochschule für angewandte Wissenschaften München.

Übersicht über die wichtigsten Fakten

Die wichtigsten Fakten sind laut einer Mitteilung des VSVBB vom 16. Augiust 2023 (Wortlaut):

"Im Durchschnitt wurden 27,94 Prozent aller Professuren an den befragten Universitäten und Hochschulen mit Frauen besetzt. Darüber hinaus werden 94 von 458 analysierten Fakultäten von Frauen geleitet (20,52 Prozent). An 15 der 42 befragten Universitäten und Hochschulen gibt es zudem eine Präsidentin bzw. eine Rektorin.

Lediglich in zwei vom VSVBB betrachteten Kategorien sind Frauen an deutschen Hochschulen und Universitäten in der Mehrheit. So sind 52,43 Prozent aller eingeschriebenen Studentinnen und Studenten weiblich. Außerdem wurden 535 der 1057 Juniorprofessuren an den 42 analysierten Universitäten und Hochschulen mit Frauen besetzt (50,61 Prozent).

Im Vergleich zur VSVBB-Analyse aus dem Vorjahr sind die betrachteten Werte fast allesamt leicht angestiegen. Die Frauenquote unter Uni-Professorinnen und -Professoren lag damals beispielsweise noch bei 27,71 Prozent. Allerdings wird die Vergleichbarkeit zwischen den aktuellen und den Vorjahreswerten unter anderem dadurch eingeschränkt, dass teilweise andere Universitäten und Hochschulen als im Vorjahr an der VSVBB-Befragung teilgenommen haben und in diesem Jahr mehr Fragen als im Vorjahr gestellt wurden.

Höchste Frauenquote unter den Hochchullehrer:innen

Unter allen befragten Universitäten und Hochschulen sticht die Universität Potsdam mit der höchsten Frauenquote unter den Professorinnen und Professoren hervor (40,51 Prozent). Dahinter folgen die IU Internationale Hochschule (38,9 Prozent), die Humboldt-Universität zu Berlin (38,86 Prozent), die Universität Bielefeld (38,24 Prozent) und die Universität Koblenz (36,23 Prozent). Besonders wenige Professorinnen gibt es hingegen an der Universität Stuttgart (18,84 Prozent), der Technischen Hochschule Mittelhessen (17,28 Prozent) und dem Karlsruher Institut für Technologie (16,36 Prozent).

Beim Nachwuchs der Hochschullehrerinnen und -lehrer zeichnet sich hingegen bereits ein ganz anderes Bild ab: 20 der 37 analysierten Universitäten und Hochschulen, die Juniorprofessorinnen und -professoren beschäftigen und Angaben hierzu übermittelt haben, haben für diese Positionen mindestens gleichviel Frauen und Männer berufen. Besonders viele Juniorprofessorinnen gibt es an der Humboldt-Universität zu Berlin (67,39 Prozent), der Justus-Liebig-Universität Gießen (66,67 Prozent) und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (64,81 Prozent).

Allerdings gibt es mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (30,77 Prozent), der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (26,09 Prozent), der Universität Stuttgart (23,81 Prozent) und der Universität Koblenz (14,29 Prozent) auch vier Universitäten, an denen nicht einmal ein Drittel aller Juniorprofessuren mit Frauen besetzt wurden.

Nur jede fünfte Fakultätsleitung ist weiblich

Noch immer werden Frauen vergleichsweise selten zu Dekaninnen oder in vergleichbare Führungspositionen gewählt. An sieben befragten Universitäten und Hochschulen gibt es sogar nicht einmal eine einzige Dekanin bzw. Fakultätsleiterin. Das betrifft die Universität Würzburg, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die Universität Siegen, das Karlsruher Institut für Technologie, die Universität Koblenz, die Technische Hochschule Mittelhessen und die FernUniversität Hagen.

Einzig an einer befragten Hochschule gibt es mehr Fachgebietsleiterinnen als Fachgebietsleiter: An der IU Internationale Hochschule wurden fünf Frauen in entsprechende Führungspositionen gewählt (55,56 Prozent). Zudem gibt es an der Universität Kassel (45,45 Prozent), der Universität Bremen (41,67 Prozent) und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (40 Prozent) eine Dekaninnen-Quote in Höhe von jeweils mindestens 40 Prozent.

Die Mehrzahl der Universitäten und Hochschulen hat mehr Studentinnen als Stiudenten

Ganz anders sieht es da bereits unter den Studierenden aus. An 29 von 42 Unis gibt es mehr weibliche als männliche Studenten. Besonders hoch ist diese Quote an der Universität Gießen (63,39 Prozent), der Universität zu Köln (62,34 Prozent) und der IU (62 Prozent). Generell liegt die Frauenquote unter Studierenden an jeder befragten Universität und Hochschule über der Frauenquote unter den Hochschullehrerinnen und -lehrern.

Eine besonders große Differenz gibt es diesbezüglich an der Universität Regensburg, wo 60,44 Prozent aller Studierenden weiblich sind, aber nur 22,74 Prozent aller Professuren mit Frauen besetzt wurden. Lediglich an der Technischen Hochschule Köln und der Technischen Universität Darmstadt liegt die Differenz zwischen der Frauenquote unter Studierenden sowie der Frauenquote unter Professuren bei jeweils unter 10 Prozent."

Mehr dazu auch im zwd-POLITIKMAGAZIN, Ausgabe 398

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