STUDIE : Professor*innen sehen Konflikt zwischen Gleichstellung und Bestenauslese

3. Juni 2019 // ticker

Die meisten Professor*innen an deutschen Hochschulen befürworten Gleichstellung, sehen jedoch einen Zielkonflikt mit der Norm der Bestenauslese im Sinne der Exzellenz. Das geht aus einer Studie der Universität Duisburg-Essen hervor.

Bild: BMBF
Bild: BMBF

zwd Duisburg/Essen. Demnach sind die beiden Parameter ihrer Ansicht nach unvereinbar. Allerdings vertreten die befragten Professor*innen auch stereotype Geschlechterbilder. So schreiben sie Frauen im Hochschulsystem eine verminderte Risikobereitschaft und Machtaffinität zu und sehen diese als Nachteil. Vor allem Deutungsmuster bei familiären Verpflichtungen böten laut der Studie beiden Geschlechtern immer noch vielfältige Begründungen für ungleiche Karrierechancen von männlichen und weiblichen Wissenschaftlern. Frauen wird von Befragten beiderlei Geschlechts nach wie vor die primäre Verantwortung für die Kinderbetreuung zugeschrieben. Die Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards (FoGs) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), denen die Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen eine hohe Bedeutung beimessen, waren den Professor*innen laut der Studie weitestgehend unbekannt.

Entsprechend stoßen zwar hochschulpolitische Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen bei den Interviewten generell auf Zustimmung, Quoten in Berufungsverfahren und andere Maßnahmen zur Verteilung von Macht jedoch auf Widerstand und Kritik. So erleben beide Geschlechter Wissenschaft als eine „Kampfarena“, in der sie sich ständig beweisen müssen. Selbst aktiv werden wollten die meisten Befragten daher nicht, auch aus Sorge, durch ein Vorantreiben der Gleichstellung selbst an Ansehen zu verlieren. Nur Professor*innen mit einem starken Standing könnten Gleichstellung unbeschadet vorantreiben, so die Meinung der Befragten. Die meisten von ihnen sähen ihre eigene Rolle im Gleichstellungsprozess als geringfügig an. Sie sähen sich trotz ihres faktischen Einflusses als Vorgesetzte nicht verantwortlich dafür, die Bedingungen für den Nachwuchs zu verbessern.

Forscherinnen vom Institut für Soziologie an der Uni Duisburg-Essen hatten im Rahmen der Studie analysiert, was Professor*innen über Gleichstellung wissen und wie sie diese in Forschung, Lehre und Verwaltung umsetzen. Dazu befragten sie 40 Professor*innen aus unterschiedlichen Fachgebieten – im Hinblick darauf, dass diese Gruppe als Führungskräfte und „Gatekeeper“ den Prozess an Hochschulen maßgeblich beeinflussten.

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