PROQUOTE : Scharfe Kritik an Personalentscheidung für Hessischen Rundfunk

4. Februar 2016 // zwd Frankfurt (ig/ticker).

Hessische Medienlandschaft "fest in Männerhand"

Scharfe Kritik an der Personalentscheidung zur Neubesetzung des Chefsessel beim Hessischen Rundfunk hat die Organisation "ProQuote" geübt. Damit bleibe die Medienlandschaft in einem der wirtschaftsstärksten Bundesländer weiterhin "fest in Männerhand", kritisierte die Organisation, die sich für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern unter anderem in den Medien engagiert. Mit der Berufung von Manfred Krupp an die Spitze des Rundfunksenders blieben alle wichtigen Medien - darunter auch die Frankfurter Allgemeine sowie nahezu alle hessischen Regionalzeitungen "reine Männerbastionen".

Einziges positives Beispiel, hob ProQuote hervor, sei die Frankfurter Rundschau mit Bascha Mika in einem gemischten Doppel an der Spitze. Nach Auffassung der Organisation hat der Hessische Rundfunk bei der rund 30 Tage dauernden Suche nach einem Nachfolger für den bisherigen Intendanten Helmut Reitze die einmalige Chance verpasst, eine Frau für die Spitze eines der größten Rundfunkhäuser in Deutschland zu benennen. Die Auswahlkommission, an der zehn Männer und nur zwei Frauen beteiligt gewesen seien, hatte nach Informationen der beiden Journalistinnen-Verbände ProQuote Medien e.V. und Journalistinnenbund e.V. keine einzige Frau auf die Nominierungsliste gesetzt! Manfred Krupp, der das Amt nun antritt, war bisher hr-Fernsehdirektor und stellvertretender Intendant.

ProQuote und der Journalistinnenbund appellierten nun an den hr, zumindest für den Posten des Fernsehdirektors, die Nachfolge von Krupp, eine Frau zu benennen. Zugleich haben die Verbände die Frage aufgeworfen, ob der hr bei der Suche für den Intendantenposten überhaupt nach einer Frau Ausschau gehalten habe oder ob er ein Frauen-Förderproblem habe.

Wie die Verbände weiter mitteilten, arbeiten nach Angaben des Senders bei Hessischen Rundfunk rund 1600 feste Mitarbeiter in verschiedenen Vertragsverhältnissen, davon 760 Frauen. In leitender Position sind sechs Frauen (Bereichs- und Ressortleitung) und 15 Männer. Auf der obersten Ebene gebe es keine einzige Frau. „Männer berufen mal wieder Männer an die Spitze“, kritisierte Melanie Ahlemeier von ProQuote Medien e.V. „Wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender ohne Journalistinnen in der Spitze agiert, ignoriert er die Hälfte der Gesellschaft“, fügte Journalistinnenbund-Vorsitzende Rebecca Beerheide hinzu.

An der Spitze der ARD-Rundfunkanstalten gibt es nur noch zwei Intendantinnen: Dagmar Reim und Karola Wille. Reim tritt im Sommer dieses Jahres von der Spitze des Rundfunk Berlin-Brandenburg ab. Auf der Führungsebene der ARD werde es dann nur noch eine Frau geben: Karola Wille vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR), die seit diesem Jahr ARD-Vorsitzende ist.

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