STUDIE : Schüler*innenzahl an Berufsschulen höher als von KMK prognostiziert

6. November 2018 // ticker

Im Jahr 2030 werden etwa 240.000 mehr Schüler*innen an beruflichen Schulen lernen, als es die Kultusministerkonferenz (KMK) bislang prognostiziert hat. Das geht aus der von Dieter Dohmen und Maren Thomsen vorgelegten „Prognose der Schüler*innenzahl und des Lehrkräftebedarfs an berufsbildenden Schulen in den Ländern bis 2030“ hervor.

zwd Frankfurt am Main. „Das hat Konsequenzen für den bisher prognostizierten Lehrkräftebedarf an beruflichen Schulen. Der Mangel an Berufsschullehrkräften wird noch größer werden“, sagte Ansgar Klinger, für Berufliche Bildung verantwortliches Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Bereits in diesem Frühjahr hatte die GEW mit einem Gutachten aufgezeigt, dass entgegen den bisherigen Annahmen die Zahl der Schüler*innen an beruflichen Schulen langfristig auf dem vergleichsweise hohen Niveau von 2,5 Millionen Schüler*innen verbleiben werde. Die KMK hatte daraufhin ihre Prognosen im Mai aktualisiert.

Die neue Studie von Dieter Dohmen und Maren Thomsen zeige eine höhere Anzahl von Schülerinnen und Schülern, als es die KMK noch im Mai für die Länder vorausberechnet hatte, erklärte Klinger. Bis zum Jahr 2021 seien knapp 26.000 mehr Schüler*innen an beruflichen Schulen zu erwarten. Sowohl der von der KMK als auch von der Bertelsmann-Stiftung ermittelte Lehrer*inneneinstellungsbedarf gingen von geringeren Schüler*innenzahlen aus, so Klinger. „Wir können demnach erwarten, dass die bislang veröffentlichten Zahlen der Lehrkräftelücken an den beruflichen Schulen erheblich höher sein werden. Die Studie weist für jedes Bundesland den Lehrkräftebedarf aus, jetzt müssen die Länder handeln und wirksame Maßnahmen ergreifen.“

„Klar ist, dass die Leistungsverdichtung der vergangenen Jahrzehnte den Beruf unattraktiver gemacht hat. Um jetzt zusätzliche Lehrkräfte zu gewinnen, müssen die Länder den Lehrerberuf an berufsbildenden Schulen wieder attraktiver machen“, sagte Klinger. „Doch das allein wird nicht reichen. Die Länder müssen für mehrere Jahre Quer- und Seiteneinsteiger einstellen und die Lehramtsausbildung ausbauen, um den Bedarf an Lehrkräften zu decken.“ Die Quer- und Seiteneinsteiger*innen müssten sofort berufsbegleitend nachqualifiziert und durch Mentoringprogramme unterstützt werden. Dafür brauche es bundesweite Mindeststandards, so Klinger. „Gleichzeitig müssen Lehrkräfte, die Quer- und Seiteneinsteiger ausbilden und betreuen, entlastet werden. Nur so kann die Qualität des Unterrichts gesichert werden.“ An den Hochschulen müssten zudem die Ausbildungskapazitäten von Lehrer*innen hochgefahren werden. Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern könne dabei unterstützen, erklärte Klinger. Dazu gehöre unter anderem die (Wieder-)Einrichtung von Lehrstühlen in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik sowie der Didaktik der beruflichen Fächer. „Eine länderübergreifende Zusammenarbeit in der Ausbildung von Lehrkräften der beruflichen Schulen ist notwendiger denn je!“

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