PISA-SONDERAUSWErTUNG : GEW: Schule soll mehr öko-soziale Zusammenhänge vermitteln

26. Oktober 2020 // Ulrike Günther

Bundesdeutsche Schüler*innen sind laut einer PISA-Sonderauswertung in globalen Fragen selbstbewusst, besitzen Respekt für andere Kulturen, haben jedoch kein großes Interesse, etwas über fremde Gebräuche zu lernen. Die Erziehungsgewerkschaft GEW spricht sich dafür aus, kulturelle Vielfalt und Bildung zu nachhaltiger Entwicklung an Schulen zu fördern.

Viele Fragen haben eine globale Reichweite. - Bild: PxHere
Viele Fragen haben eine globale Reichweite. - Bild: PxHere

zwd Berlin/ Frankfurt. Zwar lägen die globalen Kompetenzen und Einstellungen der Schüler*innen über dem Mittel der OECD-Länder, dennoch bleibe „noch viel zu tun“, erklärte das Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ilka Hoffmann anlässlich der Veröffentlichung der PISA-Sonderauswertung am 22. Oktober. Die Kenntnisse von Jugendlichen über weltweite, zusammenhängende Fragen dürften nicht weiter von ihrem Elternhaus oder der Schulform abhängen.

„Deshalb müssen ökologische und soziale Zusammenhänge in jeder Schule mit hoher Qualität vermittelt werden“, hob Hoffmann hervor. Auf der Basis der Ergebnisse von 2018 untersuchte die PISA-Sonderauswertung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die globalen Kompetenzen von 15-jährigen Schüler*innen.

Kultureller Hintergrund in Schulen wenig beachtet

Nach Ansicht von Hoffmann geht aus der PISA-Studie hervor, dass junge Menschen in der Bundesrepublik guten Willen und Toleranz häufig aus ihren Familien mitbringen. Andererseits würden nach Aussagen des GEW-Vorstandsmitglieds die Fähigkeit von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, mehrere Sprachen zu sprechen, und ihr anderer kultureller Hintergrund im Bereich der Schule zu wenig beachtet und zum Thema gemacht. Nach Angaben der neuen Sonderauswertung glauben deutsche Schüler*innen bei globalen Themen überdurchschnittlich stark an ihre Fähigkeiten und waren darin Gleichaltrigen aus der Dominikanischen Republik, Peru oder den Vereinigten Arabischen Emiraten ähnlich.

Besonders selbstbewusst zeigten sich die Jugendlichen, über Gründe für die Flucht von Menschen (88 Prozent, OECD: 77 Prozent) zu diskutieren oder die im Ländervergleich stärkeren Effekte des Klimawandels auf manche Regionen zu erklären. Unsicher wurden sie nach Aussagen der Studie hingegen bei der Frage, wie sich der Kohlendioxid-Ausstoß auf die weltweiten Klimaänderungen auswirke. Das Bewusstsein der Jugendlichen, dass bestimmte Probleme eine globale Reichweite haben, lag bei den deutschen Schüler*innen ungefähr im OECD-Durchschnitt, genauso wie in Frankreich, Serbien oder Spanien.

Gleichstellung der Geschlechter ein vertrautes Problem

Am vertrautesten waren die jungen Leute mit der Frage der Gleichstellung der Geschlechter (85 Prozent, OECD: 83 Prozent). Auch der Bedeutung von Klimawandel und Erderwärmung waren sie sich bewusst und kannten sich ihrer Einschätzung gemäß mit Ursachen von Armut und Unterernährung in verschiedenen Weltregionen aus. Um andere besser zu verstehen, versuchen die Schüler*innen häufiger (69 Prozent) als das OECD-Mittel, (54 Prozent), deren Perspektive einzunehmen. Andererseits haben diese Jugendlichen ein auffällig geringes Interesse daran, etwas über fremde Kulturen zu lernen und gehörte mit Ungarn, Italien und der Slowakei zu den Ländern mit den niedrigsten Punktzahlen in diesem Bereich.

Trotzdem bringen die Schüler*innen anderen Kulturen der Studie zufolge Respekt entgegen und hatten eine aufgeschlossene Haltung gegenüber Immigrant*innen. Die meisten Schüler*innen (86 Prozent, OECD: 68 Prozent) sprechen mehrere Sprachen, und sie verbinden diese sprachlichen Kenntnisse mit globalen, interkulturellen Haltungen. Wenn sich die Jugendlichen allerdings vor der Aufgabe sahen, zugunsten der nachhaltigen Entwicklung und des gemeinsamen Wohlergehens aktiv zu werden, fielen sie weit unter das OECD-Mittel zurück. Sie wählten weniger Aktionen aus als andere Länder, um diese Ziele zu erreichen. In der Schule lernen die Jugendlichen nach eigenen Aussagen über andere Kulturen (81 Prozent, OECD: 78 Prozent), die Wechselbeziehungen der Wirtschaft (65 Prozent, OECD: 64 Prozent) von Ländern und Lösen von Konflikten.

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