zwd Düsseldorf. So gaben 57 Prozent der befragten Leiter*innen diese Antwort. Es folgen mit 23 Prozent die Probleme, die sich durch Inklusion und die Integration von Flüchtlingskindern ergeben. 20 Prozent nannten die Arbeitsbelastung bzw. den Zeitmangel im Schulalltag; 12 Prozent empfinden die Zusammenarbeit mit den Eltern als am stärksten belastend.
In der Umfrage, deren Ergebnisse am Freitag im Rahmen des Deutschen Schulleiterkongresses 2018 in Düsseldorf vorgestellt wurden, wurden bundesweit 1.200 Schulleitungen allgemeinbildender Schulen danach gefragt, wie zufrieden sie mit ihrem Beruf sind, ob sie ihn weiterempfehlen können, was die größten Belastungsfaktoren sind und wo sie Verbesserungsbedarf sehen. Außerdem war ein Themenschwerpunkt, welche Probleme es momentan an der Schule gibt, wie stark die Schule vom Lehrer*innenmangel betroffen ist und ob Seiteneinsteiger*innen eingestellt wurden.
Seiteneinsteiger*innen oft nicht ausreichend vorqualifiziert
Um den Lehrer*innenmangel zu kompensieren, werden an mehr als jeder dritten Schule Seiteneinsteiger eingesetzt. Die Schulleitungen, die dies tun, geben an, dass nur jede*r dritte Seiteneinsteiger*in eine systematische, pädagogische Vorqualifizierung erhalten hat. Zudem weiß nur jede zweite Schulleitung davon zu berichten, dass die Seiteneinsteiger*innen eine weitere, berufsbegleitende pädagogische Qualifizierung erhalten. Ein Ergebnis war außerdem, dass sich Schulleitungen durch den Austausch mit anderen unterstützt fühlen. „Es ist wichtig, die schulischen Führungskräfte bei den alltäglichen Herausforderungen wie Führung, Unterrichtsentwicklung, Qualität und Schulkultur zu unterstützen. Denn nur starke Schulen sind das Fundament einer erfolgreichen Zukunft“, erklärte der Geschäftsführer des Deutschen Schulleiterkongresses, Michael Gloss.
Der VBE sieht vor allem in den Angaben der jüngeren Schulleiter*innen ein Alarmsignal: „Die neue Generation Schulleitung wird von Anfang an demoralisiert. Die Ergebnisse zeigen, dass sie ihre Aufgaben weniger häufig zu ihrer eigenen Zufriedenheit erfüllen können, dass sich über die Hälfte nicht gut vorbereitet fühlen und deshalb auch jede dritte Schulleitung den Beruf nicht weiterempfehlen würde. Das ist alarmierend, sind sie es doch, die gerade frisch in die Schulleitung einsteigen und in der Regel noch ca. 30 Jahre in dieser Position arbeiten sollen“, sagte der Vorsitzende Udo Beckmann. Die Politik dürfe vor diesen Zahlen nicht die Augen verschließen, sondern müsse die Gelingensbedingungen für Schulleitungen deutlich verbessern.
Linke: „Unhaltbarer Zustand“
Ähnlich äußerte sich die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Margit Stumpp. „Die Unzufriedenheit der Schulleiter zeigt exemplarisch die schlechten bildungspolitischen Rahmenbedingungen auf. Die Erwartungen gerade an Schulleitungen sind immens, die Wertschätzung dieser Arbeit ist jedoch meist gering, die individuellen Handlungsspielräume sind eng.“ Sie forderte, den Lehrberuf und die Leitungsfunktionen attraktiver zu machen. „Wir wollen sieben Prozent der Wirtschaftsleistung in allgemeine Bildung stecken. Das Aufweichen des Kooperationsverbotes, wie in Koalitionsvertrag vorgesehen, reicht da nicht aus; wir brauchen vielmehr dessen ersatzlose Streichung, damit Bund, Länder und Kommunen gemeinsam für eine zukunftsfähige Bildung unserer Kinder einstehen“, so Stumpp.
Birke Bull-Bischoff, bildungspolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion, bezeichnete den bestehenden Lehrkräftemangel als „unhaltbaren Zustand“ – bundesweit seien zwölf Prozent der Lehrerstellen an Grundschulen und sechs Prozent an weiterführenden Schulen nicht besetzt. „Dass sich so viele mit der Inklusion behinderter Schüler und Schülerinnen sowie der Integration von Flüchtlingskindern überfordert fühlen, verwundert nicht, auch hier macht sich der Personalmangel dramatisch bemerkbar“, mahnte Bull-Bischoff.
Die Ergebnisse der VBE-Umfrage zeigten, wie sehr sich die Anforderungen an Lehrkräfte gewandelt hätten, betonte die bildungspolitische Sprecherin der Liberalen im Bundestag, Nicola Beer. „Es ist Aufgabe der Politik, die Lehrer bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu unterstützen und die Eigenverantwortung der Schulen zu stärken. Dazu müssen Lerninhalte, die Ausstattungen der Schulen, Aus- und Fortbildung von Lehrkräften sowie unser föderales Bildungssystem modernisiert werden“, forderte Beer. Zudem müsse die Eigenverantwortlichkeit der Schulen bei Organisation, Personal und Budget gestärkt werden.