zwd Berlin (uvl) – Die neue Vizevorsitzendes des DGB, Ingrid Sehrbrock (CDU), hat sich für ein Weiterbildungsrahmengesetz ausgesprochen. Wenn die große Koalition – wie im Koalitionsvertrag vereinbart – die Weiterbildung zur vierten Säule des Bildungssystems ausbauen wolle, gehe das nicht ohne einen gesetzlichen Rahmen, betonte Sehrbrock in einem zwd-Gespräch.
Sehrbrocks Parteikollegin und Bundesbildungsministerin Annette Schavan ist ausdrücklich gegen eine gesetzliche Regelung. Sie setze wenig auf staatliche Einflussnahme, die „angeblich über gesetzliche Regelung Veränderungen bewirkt“. Sehrbrock unterstrich dagegen, dass der Zugang zur Weiterbildung am Wirkungsvollsten über ein Gesetz ermöglicht werde: „Wir brauchen ein umfassenderes Weiterbildungsgesetz, das Bafög und Meister-Bafög integriert und damit Ansprüche auf Weiterbildung sichert.“ Gleichzeitig müsse die Regelung die Qualität des Angebots sicherstellen. Sie forderte die Koalitionspartner auf, sich endlich über die Umsetzung der Koalitionsvereinbarung zu verständigen.
Auch bei der Finanzierung der Weiterbildung ging Sehrbrock auf Distanz zur CDU. Sie sei gegen eine einseitige Festelegung auf Bildungssparmodelle. Zwar sei Bildungssparen etwas, das man weiterverfolgen sollte. „Aber es ist etwas für diejenigen, die eh schon über Geld verfügen. Für Leute, die nichts locker machen können, reicht das Angebot nicht aus.“
Um die Ausbildungsplatzlücke zu verkleinern, machte Sehrbrock sich stark für Änderungen bei der Vergabe ausbildungsbegleitender Hilfen. Die hätten die Betriebe bisher individuell beantragen müssen. Sehrbrock dagegen will die Hilfen nach Schweizer Vorbild zum Regelangebot machen. Dazu sei sie bereits im Gespräch mit den Kultusministern. „Wir gehen davon aus, dass ausbildungsbegleitende Hilfen Betriebe motivieren können, auch Jugendliche mit schlechteren Voraussetzungen auszubilden.“ Die Betriebe wüssten dann, dass sie bei der Ausbildung von einen starken Partner unterstützt werden. Dass das ein gutes Angebot sei, hätten ihr bereits Arbeitgebervertreter und Unternehmer bestätigt.
Ausbildungsplatzumlage schafft Anreize für die Willigen
Von den Arbeitgeber forderte Sehrbrock ein klares Bekenntnis zur dualen Berufsausbildung: „Wenn Sie im Ausland deutsche Arbeitgeberfunktionäre treffen, dann singen sie das Hohe Lied von der dualen Berufsausbildung.“ Aber wenn es darum gehe, wie man die duale Berufsausbildung „fair finanzieren kann zwischen ausbildenden und nicht-ausbildenden Betrieben“, dann schreckten die Arbeitgeber zurück. Abhilfe schafft laut Sehrbrock eine Ausbildungsplatzumlage. Die gebe den Willigen Anreize und mache Druck auf die Unwilligen. Den Druck habe es letztmals während der Diskussion um das Umlagegesetz gegeben. Sehrbrock: „Da waren plötzlich viele Arbeitgeber zu Gesprächen mit den Gewerkschaften bereit, um Regelungen zu finden, die Ausbildungsplätze schaffen.“ Davon sei im Zeitalter des Ausbildungspaktes nichts mehr zu spüren. Darum werbe sie weiterhin für eine Umlagemodelle. Am liebsten über tarifvertragliche Regelungen wie auf dem Bau. „Aber wenn das nicht möglich ist, brauchen wir eben doch ein Gesetz.“
Für Ganztagsschulen mit pädagogischem Konzept
Als DGB-Vize will sich Sehrbrock für den Ausbau von Ganztagsschulen einsetzen. Die böten im Hinblick auf Chancengleichheit „gute Voraussetzungen, bessere Bedingungen herzustellen“. Ganztagsschulen viel kompensierten vieles, was Eltern nicht leisten könnten. „Aber sie bieten auch insgesamt bessere Lernbedingungen, weil der klassische Schulstundenrhythmus von 45 Minuten durchbrochen werden kann.“ So bekämen die Kinder mehr Gelegenheit, sich selbst etwas zu erarbeiten. Allerdings käme es sehr stark auf das pädagogische Konzept an. „Ein gutes Modell, das ich als echte Ganztagsschule bezeichne, ist natürlich eines, bei dem nicht einfach nur über Mittag Betreuung angeboten wird, sondern hinter dem ein pädagogisches Konzept steht.“ Maßstäbe für gute Ganztagsschulkonzepte habe der DGB zusammen mit der BDA Kriterien entwickelt und den Kultusministern vorgelegt. „Wir wollen damit sichergehen, dass die Länder nicht auf eine Billigversion setzen.“
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt will Sehrbrock auf die Verbesserung der LehrerInnenausbildung legen. Pädagogische Kenntnisse und Fähigkeiten gehörten in den Mittelpunkt der Ausbildung. Erst in zweiter Linie gehe es um die Fächerkombination. „Das ist ganz wichtig, um Frustration und Enttäuschung zu vermeiden, die es im Lehrerberuf gibt.“ Die KultusministerInnen müssten dafür Kriterien entwickeln. Auch sollten dort noch einmal genau geprüft werden, „ob es ein sinnvolles Konzept ist, die Bachelor- und Masterabschlüsse auf die Lehrerausbildung auszudehnen.“
Das Interview im Wortlaut, unterteilt in drei Themenblöcke:
„Wir wollen sicherstellen, dass die Länder bei der Ganztagsschule nicht auf eine Billigversion setzen“ mehr
Das Hauptproblem ist die Tendenz zur Verstaatlichung der beruflichen Bildung“ mehr
„Für die Weiterbildung ist ein gesetzlicher Rahmen wichtig“ mehr
Sehrbrocks Parteikollegin und Bundesbildungsministerin Annette Schavan ist ausdrücklich gegen eine gesetzliche Regelung. Sie setze wenig auf staatliche Einflussnahme, die „angeblich über gesetzliche Regelung Veränderungen bewirkt“. Sehrbrock unterstrich dagegen, dass der Zugang zur Weiterbildung am Wirkungsvollsten über ein Gesetz ermöglicht werde: „Wir brauchen ein umfassenderes Weiterbildungsgesetz, das Bafög und Meister-Bafög integriert und damit Ansprüche auf Weiterbildung sichert.“ Gleichzeitig müsse die Regelung die Qualität des Angebots sicherstellen. Sie forderte die Koalitionspartner auf, sich endlich über die Umsetzung der Koalitionsvereinbarung zu verständigen.
Auch bei der Finanzierung der Weiterbildung ging Sehrbrock auf Distanz zur CDU. Sie sei gegen eine einseitige Festelegung auf Bildungssparmodelle. Zwar sei Bildungssparen etwas, das man weiterverfolgen sollte. „Aber es ist etwas für diejenigen, die eh schon über Geld verfügen. Für Leute, die nichts locker machen können, reicht das Angebot nicht aus.“
Um die Ausbildungsplatzlücke zu verkleinern, machte Sehrbrock sich stark für Änderungen bei der Vergabe ausbildungsbegleitender Hilfen. Die hätten die Betriebe bisher individuell beantragen müssen. Sehrbrock dagegen will die Hilfen nach Schweizer Vorbild zum Regelangebot machen. Dazu sei sie bereits im Gespräch mit den Kultusministern. „Wir gehen davon aus, dass ausbildungsbegleitende Hilfen Betriebe motivieren können, auch Jugendliche mit schlechteren Voraussetzungen auszubilden.“ Die Betriebe wüssten dann, dass sie bei der Ausbildung von einen starken Partner unterstützt werden. Dass das ein gutes Angebot sei, hätten ihr bereits Arbeitgebervertreter und Unternehmer bestätigt.
Ausbildungsplatzumlage schafft Anreize für die Willigen
Von den Arbeitgeber forderte Sehrbrock ein klares Bekenntnis zur dualen Berufsausbildung: „Wenn Sie im Ausland deutsche Arbeitgeberfunktionäre treffen, dann singen sie das Hohe Lied von der dualen Berufsausbildung.“ Aber wenn es darum gehe, wie man die duale Berufsausbildung „fair finanzieren kann zwischen ausbildenden und nicht-ausbildenden Betrieben“, dann schreckten die Arbeitgeber zurück. Abhilfe schafft laut Sehrbrock eine Ausbildungsplatzumlage. Die gebe den Willigen Anreize und mache Druck auf die Unwilligen. Den Druck habe es letztmals während der Diskussion um das Umlagegesetz gegeben. Sehrbrock: „Da waren plötzlich viele Arbeitgeber zu Gesprächen mit den Gewerkschaften bereit, um Regelungen zu finden, die Ausbildungsplätze schaffen.“ Davon sei im Zeitalter des Ausbildungspaktes nichts mehr zu spüren. Darum werbe sie weiterhin für eine Umlagemodelle. Am liebsten über tarifvertragliche Regelungen wie auf dem Bau. „Aber wenn das nicht möglich ist, brauchen wir eben doch ein Gesetz.“
Für Ganztagsschulen mit pädagogischem Konzept
Als DGB-Vize will sich Sehrbrock für den Ausbau von Ganztagsschulen einsetzen. Die böten im Hinblick auf Chancengleichheit „gute Voraussetzungen, bessere Bedingungen herzustellen“. Ganztagsschulen viel kompensierten vieles, was Eltern nicht leisten könnten. „Aber sie bieten auch insgesamt bessere Lernbedingungen, weil der klassische Schulstundenrhythmus von 45 Minuten durchbrochen werden kann.“ So bekämen die Kinder mehr Gelegenheit, sich selbst etwas zu erarbeiten. Allerdings käme es sehr stark auf das pädagogische Konzept an. „Ein gutes Modell, das ich als echte Ganztagsschule bezeichne, ist natürlich eines, bei dem nicht einfach nur über Mittag Betreuung angeboten wird, sondern hinter dem ein pädagogisches Konzept steht.“ Maßstäbe für gute Ganztagsschulkonzepte habe der DGB zusammen mit der BDA Kriterien entwickelt und den Kultusministern vorgelegt. „Wir wollen damit sichergehen, dass die Länder nicht auf eine Billigversion setzen.“
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt will Sehrbrock auf die Verbesserung der LehrerInnenausbildung legen. Pädagogische Kenntnisse und Fähigkeiten gehörten in den Mittelpunkt der Ausbildung. Erst in zweiter Linie gehe es um die Fächerkombination. „Das ist ganz wichtig, um Frustration und Enttäuschung zu vermeiden, die es im Lehrerberuf gibt.“ Die KultusministerInnen müssten dafür Kriterien entwickeln. Auch sollten dort noch einmal genau geprüft werden, „ob es ein sinnvolles Konzept ist, die Bachelor- und Masterabschlüsse auf die Lehrerausbildung auszudehnen.“
Das Interview im Wortlaut, unterteilt in drei Themenblöcke:
„Wir wollen sicherstellen, dass die Länder bei der Ganztagsschule nicht auf eine Billigversion setzen“ mehr
Das Hauptproblem ist die Tendenz zur Verstaatlichung der beruflichen Bildung“ mehr
„Für die Weiterbildung ist ein gesetzlicher Rahmen wichtig“ mehr