VERKEHRSSICHERHEIT : Sexismus-Vorwürfe gegen Minister Scheuer wegen Fahrradhelm-Kampagne

25. März 2019 // Julia Trippo

Eine neue Kampagne für Fahrradhelme des Bundesverkehrsministeriums erntet heftige Kritik. Besonders aus den Reihen der SPD-Frauen ist Empörung über die Umsetzungsstrategie der Kampagne groß.

Bundesfrauenministerin Franziska Giffey vor ihrem Ministerium mit Fahrrad und Helm, Bild: facebook.com/franziska.giffey
Bundesfrauenministerin Franziska Giffey vor ihrem Ministerium mit Fahrrad und Helm, Bild: facebook.com/franziska.giffey

zwd Berlin. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) möchte mit einer Kampagne mit dem Titel: „Looks like shit. But saves my life´ – zu Deutsch: „Sieht scheiße aus, aber rettet mein Leben" – junge Verkehrsteilnehmer*innen zum Tragen von Fahrradhelmen motivieren. Der Minister sieht sich nun mit Sexismus-Vorwürfe konfrontiert. Kritik hagelte es besonders von Seiten der Sozialdemokratinnen, da für die Fotoaktion junge Menschen mit wenig Bekleidung und Fahrradhelmen abgelichtet wurden. Unter dem Hashtag #HelmeRettenLeben soll das Image von Fahrradhelmen unter jungen Leuten verbessert werden.

Sozialdemokratische Parlamentarierinnen rügen die Kampagne

Als „peinlich, dumm und sexistisch“ tadelte die Europaparlamentsabgeordnete und Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) Maria Noichl die Aktion des Verkehrsministers in der Bild am Sonntag. So warf sie Scheuer vor, seine Politik mit nackter Haut verkaufen zu wollen. Sie forderte den Minister auf, die Werbeplakate abhängen zu lassen.

Das Beispiel Scheuer macht für Josephine Ortleb, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion klar, wie dringend die Bundesregierung eine Gleichstellungsstrategie braucht. In der Passauer Neuen Presse (PNP) erklärte sie ferner, dass, um die Aufmerksamkeit junger Menschen auf Sicherheit im Radverkehr zu lenken, weder Frauen als Objekte, nackte Haut noch Sexismus benötigt würden. Ihrer Empörung über die „zutiefst sexistische“ Kampagne des Verkehrsminister machte auch Ortlebs Fraktionskollegin Manja Schüle Luft. Ebenfalls in der PNP forderte sie Scheuer auf, die Kampagne zu überarbeiten: „Er sollte nicht länger Mädchen und Jungen in Dessous für seine PR benutzen“. Das Urteil von Katja Mast, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, fiel ähnlich vernichtend aus. Zwar benenne die Kampagne im Kern das richtige Thema, aber die Umsetzung sei „peinlich, altbacken und sexistisch“.

Auch Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD) nutzte die Online-Plattform Facebook für ein Statement. So postete sie ein Foto (siehe oben), auf dem sie - mit Fahrrad und Helm ausgestattet - vor dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend posiert, mit der Unterschrift „Lieber Andreas Scheuer: MIT HELM GEHT AUCH ANGEZOGEN!“

Artikel als E-Mail versenden