WELTGESUNDHEITSTAG (1) : SPD: Deutschland ist reif für einen zweiten Frauengesundheitsbericht

9. April 2012 // zwd Berlin (kl).

Beitrag im zwd-Supplement FRAUEN.GESUNDHEIT UND POLITIK

Die SPD hat die Bundesregierung aufgefordert, einen neuen Frauengesundheitsbericht aufzulegen. Ein erster Bericht, der unter Federführung der damaligen Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) erarbeitet worden war, liegt bereits mehr als zehn Jahre zurück. In einem Beitrag für das zwd-Magazin FRAUEN GESELLSCHAFT UND POLITIK forderte die für Frauengesundheit zuständige SPD-Bundestagsabgeordnete Mechthild Rawert die schwarz-gelbe Koalition auf, Expertinnen und Experten unmgehend mit der Vorbereitung und Durchführung eines solchen Berichts zu beauftragen. Das Thema wird nach zwd-Informationen demnächst den Bundestag beschäftigen.

Den diesjährigen Weltgesundheitstag der WHO am 7. April nutzte die Gender-Expertin Rawert, um einen kritischen Blick auf die geschlechterspezifisch divergierenden Gesundheitsentwicklungen in unserer Altersgesellschaft zu werfen. Zugleich machte sie auf die Folgen einer "unausgereiften" Gesundheitspolitik der Bundesregierung aufmerksam.

Mangel an Geschlechtersensibilität und Genderorientierung in offiziellen Berichterstattungen

In ihrem zwd-Beitrag (Ausgabe 298) verlangte die SPD-Politikern von der Koalition und den maßgeblichen Gesundheitseinrichtungen des Bundes und der Länder ein gesundheitspolitisches Umdenken. Gesundheitsforschung sei ohne genderorientierte Sichtweise nicht am Puls der Zeit der modernen Wissenschaft. Der bei Geburt vorhandene Männerüberschuss verwandelt sich als Folge der höheren Sterblichkeitsrate der Männer im Alter zwischen 50 und 59 in einen Frauenüberschuss, erläuterte Rawert unter Hinweis auf eine Statistik zur deutschen Bevölkerung nach Alter und Geschlecht, die bereits 2007 vom Statistischen Bundesamtes veröffentlicht worden war. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern liegt demnach mit 77,5 Jahren fünf Jahre unterhalb des weiblichen Altersdurchschnitts. Altersbedingte Krankheiten betreffen mithin Frauen immer stärker. Nur ein genderspezifischer Ansatz „erhöht die Qualität der Entwicklung und Umsetzung von Diagnoseverfahren und Therapien sowie die Gesundheitsförderung“, resümiert Rawert in ihrem Gastbeitrag. Deshalb sei ein neuer, zweiter Frauengesundheitsbericht notwendig, um eine geschlechtersensible Struktur im Gesundheitswesen erfolgreich umsetzen zu können und um allen Belangen der gesundheitlichen Bedürfnisse der Frauen gerecht werden zu können. Nach Auffassung der Berliner Bundestagsabgeordneten Rawert sollte die Bundesregierung die Finanzierung eines Forschungsrahmenprogramms zum Schwerpunkt Gewalt und Gesundheit sowie speziell das Thema Prävention zur Stärkung der Gesundheitspotentiale von Frauen in ihre politische Agenda aufnehmen. Darüber hinaus müsse in allen offiziellen Berichterstattungen zur gesundheitlichen Lage der Bevölkerung auf Geschlechtersensibilität und Genderorientierung eingegangen werden, verlangte Rawert.

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