GENDER PAY GAP : Strategien gegen Lohndiskriminierung – das „Modell Quebec“ als Option

30. September 2009 // zwd Berlin (jvo).

Die Annahme, dass mit einer neuen Generation von BerufseinsteigerInnen der Gender Pay Gap schrumpft, widerlegt eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Demnach verdienen weibliche Beschäftigte mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung heute 18,7 Prozent weniger als ihre Kollegen. Auf der Fachtagung „Wege zur Entgeltgleichheit“ zeigten sich die Referierenden davon überzeugt, dass freiwillige Instrumente nicht reichen, um der Lohndiskriminierung ein Ende zu setzen. Aus ihrer Sicht wäre das „Modell Quebec“ ein guter Lösungsansatz.

In Deutschland existiere bis dato keine umfassende politische Strategie, die sich des Themas Entgeltungleichheit angenommen hätte, bemängelte die IG Metall-Gewerkschafterin Astrid Ziegler zu Beginn der Fachtagung am 1. Oktober in Berlin. Das von der großen Koalition gesetzte Ziel, bis 2015 den Gender Pay Gap auf zehn Prozent zu verringern, wird ihrer Einschätzung nach nicht erreicht. Von der neuen Regierung sei nur zu hoffen, dass sie zu gesetzlichen Maßnahmen greife, fügte Ziegler hinzu.

Quebec: Pflicht zur Beseitigung von Lohndiskriminierung
Für Deutschland könne das Modell Quebec ein Vorbild sein, betonte Christina Klenner vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut in der Hans-Böckler-Stiftung. Das Lohngleichheitsgesetz in der kanadischen Provinz verpflichtet seit 1997 alle Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten, geschlechtsspezifische Lohndiskriminierung zu ermitteln und zu beseitigen. Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten müssen zudem ein Lohngleichheitskomitee einsetzen, das zu zwei Dritteln aus Arbeitnehmervertretern und mindestens zur Hälfte aus Frauen besteht. Eine Lohngleichheitskommission auf Provinzebene überwacht die Umsetzung des Gesetzes.

Gender Pay Gap besonders ausgeprägt im Finanzdienstleistungsgewerbe
Laut einer Studie zu geschlechtsspezifischen Lohndifferenzen im Auftrag des Bundesfrauenministeriums steigt der Gender Pay Gap mit den Berufsjahren weiter an. In der Gruppe der Beschäftigten mit vier bis zehn Jahren Arbeitserfahrung wächst der Abstand auf 21,8 Prozent an. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede je nach Branche. Bei Berufsanfängerinnen in der Energie-Branche fällt der Gender Pay Gap mit 4,9 Prozent vergleichsweise gering aus. Besonders ausgeprägt ist er im Finanzdienstleistungsgewerbe. In Versicherungsunternehmen und Kreditanstalten verdienen Berufsanfängerinnen im Schnitt 21,2 Prozent weniger als ihre Kollegen.

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