TDF-JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG : Terre des Femmes fordert Entkriminalisierung von Abtreibungen in Deutschland

29. Mai 2018 // ticker

Terre des Femmes (TDF) ​fordert die Abtreibung in Deutschland endlich zu entkriminalisieren. Darauf hat sich die Frauenrechtsorganisation auf ihrer jährlichen Hauptversammlung mit großer Mehrheit am vergangenen Wochenende verständigt. Außerdem will TDF den Religionsunterricht durch das Fach Ethik ersetzen.

zwd Berlin. „Wir wollen mit diesen Forderungen die Selbstbestimmung und die Freiheit der Frauen stärken,“ erklärte die Vorstandsvorsitzende von TDF, Prof. Dr. Godula Kosack auf der Jahrestagung. „Es geht darum, die gesellschaftlichen Veränderungen anzuerkennen und die Politik zu drängen, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen die Durchsetzung der Gleichberechtigung und die Bekämpfung der Diskriminierung von Frauen hohe Priorität hat.“ Die Frauenrechtsorganisation plädierte außerdem dafür, dass Religion in Zukunft kein Pflichtfach mehr an Schulen sein soll, sondern ein freiwilliges Zusatzfach. Stattdessen sollte Ethikunterricht verpflichtend eingeführt werden.

„Die aktuelle Gesetzeslage zu Abtreibung führt dazu, dass in Deutschland Frauen mit dem Wunsch nach dem Abbruch einer Schwangerschaft schlecht beraten und behandelt sind“, sagte Kosack weiter. „In einer demokratischen Gesellschaft muss Frauen diese Option auf einem hohen Niveau zur Verfügung stehen.“ Aus diesem Grund müsse der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland durch ein ausreichendes Angebot an medizinischer Versorgung mit freier Methodenwahl und in Wohnortnähe gewährleistet werden. Außerdem sollte neben einer offenen und transparenten Forschung auch der aktuelle Stand der medizinischen Entwicklung berücksichtigt sowie Patientinnen durch ausreichend geschulte ÄrztInnen adäquat und respektvoll beraten werden, forderte TDF weiter. Um dies zu erreichen, sollten die Paragrafen 218 und 219 aus dem Strafgesetzbuch und Paragraf 12 aus dem Schwangerschaftskonfliktgesetz ersatzlos gestrichen werden.

Ethik- statt Religionsunterricht

Auf der Jahrestagung befand die Frauenrechtsorganisation, dass gesellschaftlicher Wandel, der wachsende multikulturelle und multireligiöse Vielfalt mit sich bringe, Schulunterricht besser berücksichtigt werden müsse. TDF forderte deshalb Ethikunterricht als integratives und wertevermittelndes Fach an allen öffentlichen Schulen als Pflichtveranstaltung anstelle eines konfessionell gebundenen Religionsunterrichts einzuführen. Dafür müsse Artikel 7 Abs. 3 GG, der Religion als verpflichtendes Schulfach garantiert, geändert werden. Somit soll zukünftig eine Religionspolitik gewährleistet werden, die Artikel 3 Abs. 2 GG, das heißt die Gleichberechtigung von Frauen und Männern höher bewertet als Artikel 4 Abs. 2 GG, sprich die ungestörte Religionsausübung. Ein möglichst frühzeitig von allen SchülerInnen gemeinsam besuchter, wissenschaftlich fundierter Ethikunterricht trägt laut der Organisation dazu bei, eigene und andere Wertvorstellungen kritisch zu hinterfragen und den Dialog mit Andersdenkenden zu üben.


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