GLEICHBERECHTIGUNG IM BERUF : TOTAL E-QUALITY: Prädikat für Chancengleichheit verliehen

5. November 2019 // Ulrike Günther

Am Dienstag hat der Verein TOTAL E-QUALITY in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München im Rahmen einer festlichen Veranstaltung an Institutionen und Unternehmen im ganzen Bundesgebiet das Prädikat für geschlechtergerechte Chancen im Beruf verliehen.

 Bild: TOTAL E-QUALITY
Bild: TOTAL E-QUALITY

zwd München. Insgesamt 60 Organisationen und Verbände aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung wurden in diesem Jahr mit dem Preis ausgezeichnet, welcher geschlechtergerechtes Personalmanagement in Unternehmen mit mindestens 15 Beschäftigten ehrt. Unter den 13 Institutionen und Vereinen, welche das Prädikat in diesem Jahr zum ersten Mal erhielten, sind u.a. das DWI Leibniz-Institut für Interaktive Materialien in Aachen, das Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig und das Frauenzentrum Huckarde in Dortmund. An 29 der Organisationen wurde ein zusätzliches Prädikat vergeben, das ihr vorbildliches Engagement für „Diversity“, d.h. sozio-kulturelle, geschlechtsbezogene und religiöse Vielfalt, hervorhebt.

Das seit dem Jahr 1997 jährlich in Form einer Urkunde ausgestellte Prädikat Total E-Qualitity soll den Träger*innen bescheinigen, dass sie sich für umfassende Chancengleichheit der Geschlechter einsetzen. Es dient dazu, die Begabungen und Potenziale von Frauen und Männern in der beruflichen Domäne gleichermaßen anzuerkennen und einzubeziehen. Bisher hat der Verein 845 Prädikate an 329 Einrichtungen ausgeteilt. Vor allem sieht es der Verein Total E-Quality als ein Ziel an, Frauen bei ihrer beruflichen Karriere zu unterstützen und es ihnen zu ermöglichen, auch Führungsrollen zu übernehmen.

Gleiche Chancen: Ressourcen von Frauen nutzen

Gleichberechtigte Chancen für Frauen und Männer zu gewährleisten, die sich auf Stellenangebote bewerben, und geeignete Maßnahmen bereitzustellen, damit Mütter und Väter Beruf und Familie miteinander vereinbaren können, gehören den Angaben des Vereins zufolge ebenso zu den Grundsätzen und Handlungsweisen einer geschlechter-egalitären Unternehmenskultur wie die Ressourcen besonders weiblicher Mitarbeiter*innen nutzbar zu machen und partnerschaftliches Verhalten unter Kolleg*innen zu fördern. Den gleichzeitig ausgelobten Ehrenpreis für nachhaltige Entwicklung erteilte die Jury in diesem Jahr der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen und der Universität Duisburg-Essen, deren erfolgreiche Aktivitäten zugunsten gleicher beruflicher Möglichkeiten für alle Beschäftigten sie würdigte.

„Gelebte Chancengleichheit“ sei „für die Herausforderungen der Arbeitswelt im digitalen Zeitalter“ nicht mehr nur zwingend erforderlich, sondern „zum Erfolgsfaktor“ geworden, sagte Eva Maria Roer, die Vorsitzende von Total E-Quality. Es sei Teil eines modernen, für die Zukunft tauglichen Personalmanagements, „weit über bestehende Geschlechterstereotype, klassisches Schubladendenken und typische Erwartungshaltungen hinauszudenken.“ Dabei sei „die Wertschätzung jedes/jeder Einzelnen mit all seinen individuellen Merkmalen“ entscheidend, so die Vorsitzende. Der Total E-Quality-Verein möchte in erster Linie die Eigeninitiative von Unternehmen und Verbänden unterstützen. Mit dem Erhalt der Auszeichnung verpflichten sich die Institutionen, geschlechtergerechte Verhältnisse im beruflichen Alltag zu schaffen und zu erhalten.

Gleichberechtigung motiviert Mitarbeiter*innen

Der Vergabe des jeweils für drei Jahre gültigen Prädikates geht die Bewerbung der Interessent*innen voraus, die auf einer Eigenbewertung der Einrichtungen beruht und die im Folgenden von einer fachlich kompetenten Jury des Total E-Quality-Vereins geprüft wird. Durch das Prädikat können Organisationen ihr öffentliches Ansehen steigern und Mitarbeiter*innen verstärkt für ihre berufliche Tätigkeit motivieren, wie eine von der Universität Dortmund durchgeführte Onlinebefragung von Preisträger*innen aus Vorjahren ergab. Vor allem Führungskräfte in Unternehmen würden für das Thema Gleichberechtigung sensibilisiert, wie über 70 Prozent der Teilnehmer*innen der Umfrage bestätigten, und der Einsatz für geschlechtergerechtere Arbeitsbedingungen trage tendenziell zur Zufriedenheit der Angestellten (knapp 80 Prozent) bei.

Das Verfahren der Selbstbewertung würde den Ergebnissen der Befragung zufolge Stärken und Defizite in der Gleichstellungspolitik der Einrichtung (56 Prozent) sichtbar machen und teilweise auch eine verbesserte Personalentwicklung (49 Prozent) bewirken. Der inzwischen über 100 Mitglieder zählende Total E-Quality-Verein wurde im Jahr 1996 von Vertreter*innen namhafter Wirtschaftsunternehmen und Einrichtungen ins Leben gerufen. U.a. beteiligten sich sowohl der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) an der Gründung als auch die Bundesministerien für Bildung und Wissenschaft sowie für Familie und Frauen, welche phasenweise die Arbeit immer wieder auch finanziell unterstützten.


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