STUDIE : Übergangsmaßnahmen oft besser als ihr Ruf

17. Dezember 2018 // ticker

Übergangsmaßnahmen, die Schulabgänger*innen den Weg in eine Ausbildung oder einen Beruf ebnen sollen, sind insgesamt erfolgreicher als häufig behauptet. Das ergab eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB).

zwd Berlin. Demnach findet etwa die Hälfte der jungen Leute, die solche sechsmonatigen bis zweijährigen Maßnahmen absolvieren, anschließend einen Ausbildungsplatz. Gerade Jugendliche ohne Schulabschluss verbesserten ihre Chancen durch eine Teilnahme deutlich.

Rund 300.000 Jugendliche nehmen pro Jahr an solchen Maßnahmen teil (Stand: 2016). Zum breiten Spektrum zählen etwa das Berufsvorbereitungsjahr, das Berufsgrundbildungsjahr, berufsvorbereitende Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit (BA), die betriebliche Einstiegsqualifizierung oder teilqualifizierende Lehrgänge an Berufsfachschulen. Manche Maßnahmen zielen auf das Nachholen eines Schulabschlusses ab, andere vermitteln betriebliche Kenntnisse oder kombinieren fachliches Lernen mit der Möglichkeit, einen Betrieb genauer kennenzulernen. Wie stark die positive Wirkung einer Maßnahme ist, hängt dabei wesentlich von der bisherigen Schullaufbahn ab. Am deutlichsten verbessern sich die Chancen für Schulabgänger*innen ohne Abschluss. Diese haben nach einer Maßnahme eine 32 Prozentpunkte höhere Chance, eine Lehrstelle zu bekommen. In dieser Gruppe sind auch Schüler*innen vertreten, die vor der Maßnahme eine Förderschule besucht haben. Für ehemalige Förderschüler*innen erhöhen sich die Chancen auf eine Lehrstelle sogar um 50 Prozentpunkte.

Jugendliche mit Hauptschulabschluss profitieren weniger

Als bemerkenswert stellten die Studienautor*innen heraus, dass auch Jugendliche, die während einer Maßnahme keinen Schulabschluss nachholen, aber viel Zeit im Betrieb verbringen, ihre Ausbildungschancen erhöhen. Allerdings führten Maßnahmen mit starker betrieblicher Anbindung nicht dazu, eine Lehrstelle mit höherem Status zu erlangen.

Trotz der größtenteils positiven Befunde stellte die Studie auch fest, dass für die Hälfte der Jugendlichen ohne mittleren Schulabschluss die Teilnahme an einer Maßnahme nicht den gewünschten Erfolg hat. Ihr Weg führt nach der Maßnahme nicht in eine Ausbildung, sondern in eine weitere Maßnahme des Übergangsystems, in die Arbeitslosigkeit oder in eine gering qualifizierte Erwerbstätigkeit. Für Jugendliche, die beim Verlassen der Schule bereits einen qualifizierenden oder erweiterten Hauptschulabschluss haben, verbessern die Maßnahmen die Ausbildungschancen ebenfalls deutlich weniger und teilweise gar nicht. Für sie stellt die Maßnahme häufig in der Tat eine Warteschleife dar. Allerdings verschlechtert die Teilnahme auch nicht – wie oft angenommen – die Ausbildungschancen.

Für die Untersuchung nutzte das WZB-Forschungsteam Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS), in dem rund 16.000 Jugendliche seit der 9. Klasse befragt wurden. Darunter waren 3.400 Jugendliche mit einem niedrigen Bildungsabschluss, von denen 1.316 an einer Übergangsmaßnahme teilnahmen.

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