WISSENSCHAFTSEXPERTISE: KINDER & CORONA-VIRUS : Vier Medizinische Fachgesellschaften: Kitas und Schulen sollen wieder uneingeschränkt öffnen

20. Mai 2020 // ig/ticker

Acht Hochschullehrer haben als Vertreter von vier wissenschaftlichen Fachgesellschaften aus den Bereichen der Krankenhaushygiene sowie der Kinder- und Jugendmediizin einen dringenden Appell an die Politik und Gesellschaft gerichtet, Kindertagesstätten und Schulen "zeitnah wieder uneingeschränkt zu öffnen". Der Schutz von Lehrern, Erziehern, Betreuern und Eltern und die allgemeinen Hygieneregeln stehe dem nicht entgegen.

Vier Fachgesellschaften appellieren an Politik und Gesellschaft
Vier Fachgesellschaften appellieren an Politik und Gesellschaft

Die acht Hochschullehrer Dr. med. Peter Walger und Prof. Dr. med. Martin Exner (für die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene [DGKH]), Prof. Dr. med. Hans-Iko Huppertz und Prof. Dr. med. Markus Knuf (für die Deutsche Akademie für Kinder und Jugendmedizin [DAKJ]), Dr. med. Thomas Fischbach und Dr. med. Stefan Trapp (für den Berufsverband der Kinder und Jugendärzte in Deutschland [bvkj e.V.]), Prof. Dr.med. Arne Simon und Prof. Dr. med. Johannes Hübner (für die Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie [DGPI] halten, wie sie in einer am Sonntag veröffentlichten Stellungnahme betonen, "die gegenwärtige Datenlage für ausreichend, folgende Konsequenzen zu ziehen":

(Wortlaut)

  • "Kitas, Kindergärten und Grundschulen sollen möglichst zeitnah wieder eröffnet werden. Dies ist auf Seiten der Kinder ohne massive Einschränkungen durch Kleinstgruppenbildung und Barriereschutzmaßnahmen wie Abstandswahrung und Maskentragen möglich. Entscheidender als die individuelle Gruppengröße ist die Frage der nachhaltigen Konstanz der jeweiligen Gruppe und Vermeidung von Durchmischungen.
  • Kinder können in Grundregeln der Hygiene wie Händewaschen und achtsames Hygieneverhalten im Umgang miteinander, beim Essen und in den Sanitäreinrichtungen spielerisch und kindgerecht unterwiesen werden. Dies und die dazu erfoderliche angemessene Ausstattung aller Schultoiletten und Händewaschplätze mit Seifenspendern und Papierhandtüchern hätte nach heutigem Wissensstand langfristig erhebliche positive Auswirkungen auf die Ausbreitung vieler anderer kontagiöser Erreger in solchen Einrichtungen
  • Unabhängig von den bei Kindern und Jugendlichen umgesetzten Präventionsmaßnahmen ist der Schutz des Lehr- Erziehungs und Betreuungspersonals ganz entscheidend (Abstandswahrung untereinander, Mund-Nasen-Schutz, situationsabhängige Möglichkeit zur Händedesinfektion, ggfls. unterstützt durch regelmäßige Pooltestung).
  • Wenn Erwachsene mit signifikant erhöhtem Risiko für einen komplizierten Verlauf bei SARS-CoV-2 Infektion im gleichen Haushalt leben, sollten individuelle und kreative Lösungen in Eigenverantwortung und in enger Absprache angestrebt werden, die den Kindern den Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen trotzdem ermöglichen. Eine entsprechende Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit ist erforderlich.
  • Eine Kontaktreduzierung durch Regelungen der Gruppengrößen, der Vermeidung größerer Gruppenbildungen in Pausen, während Bring- und Abholphasen oder in sonstigen Situationen sollte auch Regelungen für den privaten und außerschulischen Bereich umfassen.
  • Kinder im Alter über 10 Jahre und Jugendliche bis zum Schulabschluß können aktiver in konkrete Hygieneregeln einbezogen werden. Hier erlauben eine weitgehende Abstandswahrung (1,5 m), das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (solange die Schüler nicht an dem ihnen zugewiesenen Platz sitzen) und die konsequente Erziehung in den Grundregeln der Infektionsprävention größere Spielräume für eine Normalisierung des Unterrichtsbetriebes.
  • Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder- und Jugendliche stellen im Gegensatz zu Seniorenheimen per se keine Hochrisikoumgebung dar und können nach individueller ärztlicher Abwägung auch von Kinder und Jugendlichen mit bestimmten Grunderkrankungen aufgesucht werden.Kinder und Jugendliche mit V.a. eine SARS-CoV-2 Infektion sollen zeitnah untersucht werden um eine solche Infekltion zu sichern oder auszuschließen. Der Nachweis einzelner Infektionen bei Kindern oder Schülern darf nicht automatisch zur erneuten Schließung der gesamten Kita oder Schule führen. Eine Analyse der Infektionskette ist Voraussetzung für ein abgewogenes Infektionsmanagement."

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