STUDIE ZUM FRAUENANTEIL : Vorstände noch immer männerdominiert

12. April 2019 // Julia Trippo

Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 160 deutschen Börsenunternehmen ist in den letzten Jahren auf 30 Prozent gestiegen, jedoch finden sich nur 8,8 Prozent Frauen in den Vorständen wieder. Dies ermittelte die Studie „Die Macht hinter den Kulissen“ der AllBright Stiftung.

Bild: AdobeStock/kaninstudio
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zwd Berlin. Wie mehrere frühere Studien bereits belegt hatten, arbeiten vielfältig aufgestellte Teams erfolgreicher. Trotzdem sind viele deutsche Vorstandsetagen sowohl in Herkunft, Alter und Geschlecht männerdominiert homogen aufgebaut. Ihre Zielgröße für einen Frauenanteil in den Vorständen definieren die Unternehmen häufig mit „null“.

Thomas fördert Thomas, ein ewiger Kreislauf?

Das Rekrutierungsverfahren für Vorstandsmitglieder geht – wie in der Studie deutlich wird – oft mit traditionellen Machtstrukturen einher. Weibliche Aufsichtsratsmitglieder seien in den Besetzungsprozess für den Vorstand oft wenig involviert. Einerseits liege das an ihrer geringen Wirkungsmacht im Aufsichtsrat, andererseits sind sie auch zahlenmäßig unterlegen: Nur 16,8 Prozent der Besetzungsausschussmitglieder sind Frauen. Die Vorsitzenden dieser Ausschüsse sind zu 97,5 Prozent männlich und in 94 Prozent der Fälle werden den Aufsichtsräten von den Besetzungsausschussvorsitzenden männliche Kandidaten vorschlagen. Die Studie resümierte, dass Männer häufig jüngere Kollegen fördern, die ihnen selbst ähneln. Das führte beispielsweise dazu, dass Vorstandsmitglieder in deutsche börsennotierten Unternehmen oft den Namen Thomas (30-mal) oder Michael (29-mal) haben.

Frauen in Aufsichtsräten

2015 trat die gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent in den Aufsichtsräten für alle börsennotierten Unternehmen in Kraft. Dieses - betrifft die Hälfte der 160 größten deutschen Börsenunternehmen, die von der Studie unter die Lupe genommen wurde. Bei diesen stieg der Frauenanteil der Aufsichtsräte in den letzten Jahren - speziell seit Einführung der entsprechenden gesetzlichen Quotenregelung auf durchschnittlich 30 Prozent, wo er aber nach Einschätzung des Berichts seitdem zu stagnieren scheint. Viele Unternehmen klagten vor den gesetzlichen Regelungen zu mehr Geschlechtergleichstellung, keine qualifizierten Frauen finden zu können. Dennoch sind der Studie zufolge sind die neu gewonnenen Aufsichtsrätinnen genau so gut qualifiziert wie ihre männlichen Kollegen. Im Schnitt sind die Frauen dabei fünf Jahre jünger, aber zwei Jahre weniger im Amt. Auch dies habe Auswirkungen auf ihren Einfluss im Gremium. In neun der 160 Börsenunternehmen sitzen Frauen dem Aufsichtsrat vor. Lediglich in der Hälfte dieser Unternehmen finden sich überhaupt weibliche Vorstandsmitglieder, nur in insgesamt acht Unternehmen gehört mehr als eine Frau dem Vorstand an.

Nach dem Urteil der Geschäftsführer*innen der AllBright Stiftung sind die männerdominierten Rekrutierungsprozesse nicht nur als ein Versagen des Aufsichtsrates, sondern auch als eine Entscheidung gegen Unternehmensinteressen zu bewerten. In Zukunft müssten Aufsichtsratsvorsitzende „zügig mehr Frauen in die Besetzungsausschüsse berufen“, verlangten Wiebke Ankersen und Christian Berg. Von den Vorständen müsse erwartet und eingefordert werden, den Managerinnenanteil unterhalb der Vorstandsebene zur zukünftigen Berufung in den Vorstand zu erhöhen. Investoren sollten angehalten werden ihr Abstimmungsverhalten in den anstehenden Hauptversammlungen daran auszurichten.


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