OFFENER BRIEF AN DIE BUNDESREGIERUNG : #WirWerdenLaut: Schülervertretung fordert Konzepte gegen "Durchseuchung"

7. Februar 2022 // vf/ticker

Nicht zum ersten Mal forderten Schüler:innen mehr Mitbestimmungsrecht in Zusammenhang mit Corona und Schulpolitik: Jetzt hat sich die Schülerinitiative #WirWerdenLaut in einen offenem Brief an die Kultusministerkonferenz und die Bundesbildungsministerin gewandt. Ministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und die KMK-Präsidentin und schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU) reagierten auf Forderungen der Initiative mit einem Gesprächsangebot.

Maske auf einem Bücherstapel Quelle: Pixabay
Maske auf einem Bücherstapel Quelle: Pixabay

Seit knapp zwei Jahren herrscht an deutschen Schulen Ausnahmezustand: Die Pandemie veränderte das Lernen maßgeblich. Mit einem Protestbrief appellieren über hundert Schüler:innen an die Politik, mehr auf die Anliegen der Schüler:innen zu achten und deren Meinungen aktiv in den Diskurs miteinzubeziehen. Im Brief heißt es, dass der aktuelle Durchseuchungsplan unverantwortlich und unsolidarisch sei. Sie fordern bessere Schutzmaßnahmen an Schulen, kostenlose FFP2-Masken und Luftfilter in allen Räumen. Außerdem solle die Präsenzpflicht bundesweit ausgesetzt werden, Schnelltests durch PCR-Pooltests ersetzt werden und der Prüfungsstoff in den Abschlussjahrgängen reduziert werden. Die Diskussion über die psychische und körperliche Gesundheit solle "ehrlich und öffentlich" stattfinden. Der Initiator der Kampagne #WirwerdenLaut, Anjo Genow, arguimentierte, dass die Schüler:innen in den letzten zwei Jahren ihre psychische Belastungsgrenze erreicht hätten. "Wir wollen lernen, aber Schulen sind aktuell keine sicheren Orte mehr dafür".

Recht auf Distanzunterricht: Streitpunkt unter den Schülervertreter:innen

Im Hinblick auf den Wegfall der Präsenzunterrichtspflicht variieren die Meinungen dennoch unter der Schülerschaft. Mit den Forderungen der Petition, Schüler:innen sollen eigenständig aus Angst vor Ansteckung oder Virusweitergabe entscheiden können, ob sie am Präsenzunterricht teilnehmen wollen, stimmen nicht alle überein. Rufus Franzen, Sprecher des Berliner Schülerausschusses, stufte in einem Interview mit dem RBB die Aussetzung des Präsenzunterrichts als problematisch ein: "Alleine zu sein, keinen Kontakt zu den Mitschüler:Innen zu haben, fehlender Kontakt zu den Lehrkräften und trotzdem Prüfungen schreiben zu müssen, das war für uns die stressigste Situation und die gilt es für uns zu vermeiden".

Politikerinnen bieten Gespräche an

Stark-Watzinger und Prien reagierten auf den offenen Brief mit einem Gesprächsangebot. "Mir ist es wichtig, dass Schülerinnen und Schüler und ihre Vertreter wissen, dass sie gesehen und gehört werden", twitterte die Bildungsministerin. Ihr Gesprächsangebot an die Bundesschülerkonferenz stehe. "Gerne bin ich zum Austausch mit weiteren Schülervertretern über die Situation an den Schulen bereit", fügte sie hinzu.

Ähnlich äußerte sich die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Prien: "Es gibt einen regelmäßigen Austausch zwischen Schüler-, Eltern- und Lehrervertretungen auf Länderebene mit den Bildungsministerien". Sie habe vor und nach Amtsantritt als KMK-Präsidentin auch direkten Kontakt mit der Bundesschülerkonferenz gesucht. "Wenn Sie/Ihr außerhalb der gewählten Schülervertretungen sprechen wollt, lade ich persönlich dazu gerne ein,“ schrieb Prien auf Twitter. Um "volle Transparenz" des Gesprächs zu gewährleisten, bot die CDU-Politikerin eine Livestream-Übertragung des Diskurses an, "damit alle zuschauen können".

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