Seit knapp zwei Jahren herrscht an deutschen Schulen
Ausnahmezustand: Die Pandemie veränderte das Lernen maßgeblich. Mit einem Protestbrief
appellieren über hundert Schüler:innen an die Politik, mehr auf die Anliegen
der Schüler:innen zu achten und deren Meinungen aktiv in den Diskurs miteinzubeziehen.
Im Brief heißt es, dass der aktuelle Durchseuchungsplan unverantwortlich und unsolidarisch sei. Sie fordern bessere Schutzmaßnahmen an Schulen, kostenlose FFP2-Masken und
Luftfilter in allen Räumen. Außerdem solle die Präsenzpflicht bundesweit
ausgesetzt werden, Schnelltests durch PCR-Pooltests ersetzt werden und der
Prüfungsstoff in den Abschlussjahrgängen reduziert werden. Die Diskussion über
die psychische und körperliche Gesundheit solle "ehrlich und
öffentlich" stattfinden. Der Initiator der Kampagne #WirwerdenLaut, Anjo
Genow, arguimentierte, dass die Schüler:innen in den letzten zwei Jahren ihre psychische
Belastungsgrenze erreicht hätten. "Wir wollen lernen, aber Schulen sind
aktuell keine sicheren Orte mehr dafür".
Recht auf Distanzunterricht: Streitpunkt unter den Schülervertreter:innen
Im Hinblick auf den Wegfall der Präsenzunterrichtspflicht variieren
die Meinungen dennoch unter der Schülerschaft. Mit den Forderungen der Petition,
Schüler:innen sollen eigenständig aus Angst vor Ansteckung oder Virusweitergabe
entscheiden können, ob sie am Präsenzunterricht teilnehmen wollen, stimmen nicht
alle überein. Rufus Franzen, Sprecher des Berliner Schülerausschusses, stufte
in einem Interview mit dem RBB die Aussetzung des Präsenzunterrichts als
problematisch ein: "Alleine zu sein, keinen Kontakt zu den
Mitschüler:Innen zu haben, fehlender Kontakt zu den Lehrkräften und trotzdem
Prüfungen schreiben zu müssen, das war für uns die stressigste Situation und
die gilt es für uns zu vermeiden".
Politikerinnen bieten Gespräche an
Stark-Watzinger und Prien reagierten auf den offenen Brief
mit einem Gesprächsangebot. "Mir ist es wichtig, dass Schülerinnen und
Schüler und ihre Vertreter wissen, dass sie gesehen und gehört werden", twitterte
die Bildungsministerin. Ihr Gesprächsangebot an die Bundesschülerkonferenz
stehe. "Gerne bin ich zum Austausch mit weiteren Schülervertretern über
die Situation an den Schulen bereit", fügte sie hinzu.
Ähnlich äußerte sich die schleswig-holsteinische
Bildungsministerin Prien: "Es gibt einen regelmäßigen Austausch zwischen
Schüler-, Eltern- und Lehrervertretungen auf Länderebene mit den
Bildungsministerien". Sie habe vor und nach Amtsantritt als
KMK-Präsidentin auch direkten Kontakt mit der Bundesschülerkonferenz gesucht.
"Wenn Sie/Ihr außerhalb der gewählten Schülervertretungen sprechen wollt,
lade ich persönlich dazu gerne ein,“ schrieb Prien auf Twitter. Um "volle
Transparenz" des Gesprächs zu gewährleisten, bot die CDU-Politikerin eine
Livestream-Übertragung des Diskurses an, "damit alle zuschauen
können".