CENTRUM FÜR HOCHSCHULENTWICKLUNG : Zahl der Studierenden ohne Abitur erreicht Rekordwert

30. April 2019 // ticker

Mit aktuell rund 60.000 Personen studierten im Jahr 2017 so viele Menschen ohne Abitur wie noch nie an einer deutschen Hochschule. Zu diesem Ergebnis kommen aktuelle Berechnungen des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Damit hat sich die Zahl in den vergangenen zehn Jahren vervierfacht.

zwd Gütersloh. Auch bei den Studienanfänger*innen ohne Abitur ist die Tendenz steigend. Aktuell liegt deren Anteil in Deutschland bei 2,9 Prozent, was rund 14.600 Personen und damit ebenfalls einem neuen Höchststand entspricht. „Es war richtig und wichtig, den Campus auch für Studieninteressierte ohne formale Hochschulreife zu öffnen“, betonte CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele. „Immer mehr Menschen sind zum lebenslangen Lernen bereit, dafür muss es flexible Wege geben.“

Hierfür sprechen auch die stark gestiegenen Absolvent*innenzahlen. Waren es 2007 nur knapp 1.900 Personen, die ohne Abitur oder Fachhochschulreife einen Studienabschluss erwarben, ist deren Zahl nun ebenfalls um den vierfachen Wert auf 8.100 angewachsen. „Die konstant steigenden Zahlen von Absolventinnen und Absolventen sind ein Indiz dafür, dass die oft zitierte Studierfähigkeit nicht allein vom Abiturzeugnis abhängt“, erläuterte Sigrun Nickel, Leiterin Hochschulforschung beim CHE.

Bremer Hochschullandschaft mit stärkstem Wachstum

Auf der Ebene der Bundesländer zeigen sich hingegen unterschiedliche Entwicklungen. Beim Anteil der Studienanfänger*innen ohne Abitur oder Fachhochschulreife nehmen Hamburg (5,0 %) Bremen (4,5 %) und Nordrhein-Westfalen (4,0 %) die Spitzenpositionen ein. Vor allem die Bremer Hochschullandschaft zeigt nach Angaben des CHE für Studierende ohne Abitur ein überdurchschnittliches Wachstum. „Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der Erstsemester und Studierenden ohne allgemeine Hochschulreife in der Hansestadt mehr als verdoppelt“, berichtete Nickel. Schlusslicht ist das Saarland, das als einziges Bundesland mit 0,5 eine Quote von unter einem Prozent aufweist.

Hervorzuheben sei auch Nordrhein-Westfalen, das als einziges Flächenland bereits seit einigen Jahren konstant einen Spitzenplatz im Bundesländervergleich belegt, so das CHE. Nickel: „Dies liegt vor allem an der FernUniversität Hagen, die mit knapp 1.500 Studienanfänger*innen ohne Abitur im Vergleich mit allen anderen bundesdeutschen Hochschulen mit Abstand führend ist.“

Insgesamt wählte mit knapp 56 Prozent mehr als die Hälfte aller Studienanfänger*innen ohne Abitur im Jahr 2017 ein Fach aus den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. An zweiter und dritter Stelle stehen die Ingenieurwissenschaften (20,8 %) und Medizin/Gesundheitswissenschaften (11,5 %). Rund 90 Prozent der Studierenden sind in einem Bachelor-Studiengang eingeschrieben.

Generelle Voraussetzung für die Bewerbung um einen Studienplatz ohne allgemeine Hochschulreife und Fachhochschulreife ist eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie der Nachweis von Berufserfahrung. Studieninteressierten stehen in Deutschland hierfür bundesweit über 8.000 Studienangebote offen.

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