KURZ NOTIERT : zwd-Nachrichtenüberblick: Frauen & Gleichstellung

8. August 2017 // Rita Schuhmacher

Zurück aus der Sommerpause gibt der zwd einen kurzen Überblick über ausgewählte frauenpolitische Nachrichten der letzten zwei Wochen.

Altersvorsorge für viele Frauen kein Thema

zwd München. Frauen sparen kaum für ihre private Altersvorsorge. Das ergab eine Studie zur Altersvorsorge mit dem Schwerpunkt „Frauen in der Rente(nlücke)“ des Amundi Asset Managements.Die Umfrageergebnisse des Instituts für Vermögensverwaltung, das private Investmentfonds verwaltet, münden in die Einschätzung, dass sich das private Sparen bei Frauen im Alter von 35 bis 55 Jahren noch nicht durchgesetzt habe. So beschäftigten sich 44 Prozent der befragten Frauen gar nicht mit privater Altersvorsorge. Die Mehrheit der Befragten wisse aber durchaus um die Wichtigkeit einer privaten Vorsorge. Etwa vier von fünf befragten Frauen erwarten daher eine Versorgungslücke im Alter als Folge von Auszeiten und Teilzeitarbeit in ihrer Erwerbsbiografie. 76 Prozent der Befragten sehen besonders für Mütter die Gefahr einer Versorgungslücke im Alter. Das zeige, so die Studie, echte Defizite bei der Versorgungsgerechtigkeit für Frauen und Mütter im Ruhestand. Recherchen des zwd-POLITIKMAGAZINs ergaben, dass in einer vorausgegangenen ersten Umfrage, die im April dieses Jahres veröffentlicht wurde, sowohl Männer als auch Frauen, die nach eigenen Angaben nicht privat sparen, nicht über die finanziellen Mittel für eine private Altersvorsorge verfügten. Ein Ziel der neuen Studie war die persönliche Einschätzung von Frauen hinsichtlich ihrer Kenntnisse zu Finanzthemen herauszustellen. Demnach möchte sich fast jede Frau mehr Finanzwissen aneignen, um ihre private Altersvorsorge besser zu planen. Immerhin 37 Prozent halten ihr aktuelles Wissen jedoch für ungenügend. Die Online-Befragung von 1000 repräsentativ ausgewählten Frauen fand zwischen dem 9. und 13. Juni statt.


Trend zur Kinderlosigkeit in Deutschland scheint gestoppt

zwd Wiesbaden. Der langjährige Anstieg der Kinderlosigkeit in Deutschland ist gestoppt. Das geht aus aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervor. Im Vergleich zu des Jahrgangs 1937 mit dem der 1967 geborenen Frauen hat sich die Anzahl von kinderlos gebliebenen Frauen von 11 Prozent auf 21 Prozent nahezu verdoppelt. Seit einigen Jahren bewege sich die Quote laut Destatis auf einem stabilen Niveau um 20 Prozent. Wie die Bundessstatistik ermittelte, hat bei Akademikerinnen die Zahl der Kinderlosen sogar abgenommen. So sank unter den 40-44-jährigen Akademikerinnen die Zahl der Kinderlosen von 2012 bis 2016 um drei Prozentpunkte auf 25 Prozent. Nach Einschätzungen von Destatis begründet sich der aktuelle Trend nicht allein aus den Folgen der Zuwanderung, sondern gilt auch für in Deutschland geborene Frauen. Ursächlich dafür sind nicht zuletzt der Ausbau der Kinderbetreuung, der eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht habe, resümierte das Statistische Bundesamt. Denn in den vergangenen Jahren habe die Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kleinkindern weiter zugenommen. Die Familienpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Franziska Brantner, nahm die aktuellen Zahlen zum Anlass, erneut die gesetzliche Verankerung des Rechts auf einen Kitaplatz zu reklamieren: „Ein guter Betreuungsschlüssel muss endlich gesetzlich verankert werden.“


Kontroverse über Frauenförderung in Thüringen

zwd Erfurt. Zurückgewiesen hat die Gleichstellungsbeauftragte des Landes Thüringen, Katrin Christ-Eisenwinder, Kritik des stellvertretenden CDU-Landesvorsitzenden Mario Voigt an der Frauenförderung der rot-rot-grünen Landesregierung. Der CDU-Politiker, der dem Thüringer Landtag angehört und außerdem als Professor an der Quadriga-Hochschule in Berlin lehrt, hatte in einem Zeitungsinterview der regierenden Koalition aus Linken, SPD und Grünen vorgehalten, sie haben bei der Frauenförderung in Erfurt „versagt“. Begründet hatte Voigt seine Kritik mit der Feststellung, dass die Führungsebenen in der öffentlichen Verwaltung im Freistaat immer noch weitestgehend mit männlichen Fachkräften besetzt seien. Die Gleichstellungsbeauftragte der Landesregierung verteidigte die Frauenpolitik der Regierung mit einem Verweis auf die Prozesshaftigkeit der Personalentwicklung und der Geschlechtergerechtigkeit: Man könne nicht einfach „einen Schalter umlegen“. Voigts Kritik lasse vermuten, dass dieser den „3. Atlas zur Gleichstellung von Männern und Frauen in Deutschland“ nicht kenne. Andernfalls hätte ihm auffallen müssen, dass sich in den vergangenen Jahren in Thüringen durchaus eine Verbesserung der Gleichstellung vollzogen habe, betonte die Beauftragte.


Das „Märchen von der Gender-Verschwörung“: Argumentationshilfe veröffentlicht

zwd Berlin. Gegen rechtspopulistische Behauptungen einer angeblichen „Gender-Verschwörung“ wendet sich eine Veröffentlichung der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Unter dem Titel „Das Märchen von der Gender-Verschwörung: Argumente für eine geschlechtergerechte und vielfältige Gesellschaft_“ beschäftigen sich die Autorinnen Barbara Stiegler und Dorothee Beck mit häufig vorgebrachten Unterstellungen gegenüber progressiver Gleichstellungspolitik. Verunglimpfende Begriffe wie Gender-Ideologie, Gender-Gaga, Gender-Wahn oder Ähnliches ginge oft von ultrakonservativen Gruppen und rechtspopulistischen Kreisen aus. Diese polemisierten aggressiv gegen alles, was mit einem liberalen Verständnis von geschlechtlicher Identität, sexueller Orientierung oder mit Gleichstellungspolitik zu tun habe, heißt es in dem FES-Dokument. Mit ihrer Argumentationshilfe für „genderpolitische Mitstreiterinnen und Mitstreiter“ liefern die langjährige FED-Mitarbeiterin und Gender-Expertin Stiegler und die Medienberaterin Beck Formulierungen und Argumente für eine geschlechtergerechte Gesellschaft.


Digitales Informationstool für Familienleistungen gestartet

zwd Berlin. Mit dem „Informationstool Familienleistung“ hat das Bundesfamilienministerium Anfang August erstmals ein digitales Angebot freigeschaltet, mit dem Eltern und Familien durch die Eingabe nur weniger Angaben herausfinden können, welche Leistungen und ggf. weitere Unterstützungsangebote für sie in Frage kommen. Das interaktive Informationstool, verfügbat für Tablet und Smartphone, ist so konzipiert, dass es schrittweise ausgebaut und der aktuellen Gesetzeslage angepasst werden kann. Das digitale Angebot spare Zeit und unterstütze diejenigen, die bisher noch keinen Überblick über die zahlreichen Leistungen hätten, erklärte das Katarina Barlay (SPD) geleitete Ministerium. Zukünftig soll das Elterngeld mit dem Portal ElterngeldDigital als erste familienpolitische Leistung online zu beantragen sein. Ab Sommer 2017 sollen Eltern sich von einem Assistenten schrittweise durch den Antragsprozess leiten lassen können.


"Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" wird besser ausgestattet

zwd München. Die Mitarbeiterinnen der Anlaufstelle auf dem Münchener Oktoberfest „Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ werden dieses Jahr erstmals mit professionelle Funkgeräten ausgestattet. Damit soll die Kommunikation der im Einsatz stehenden Frauen untereinander erleichtert werden, um Hilfesuchenden schnelle Unterstützung gewährleisten zu können. Bereits seit 15 Jahre steht das Beratungsangebot zur Verfügung. Sie bietet während der Wiesn Hilfe und Beratung für etwa 30 Mädchen und Frauen täglich. Das Angebot setzt seit 2003 ein klares Zeichen gegen die Verharmlosung und Bagatellisierung von sexueller Gewalt auf dem Oktoberfest. Seit Start des Angebots haben etwa 2000 Besucherinnen die Anlaufstelle in Anspruch genommen.

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