UN-ENTWICKLUNGSBERICHT 2009 : Zwei Gesichter der Migration: Frauen zwischen „Befreiung und Ausbeutung“

4. Oktober 2009 // zwd Berlin (tag).

Nach dem neuen UN-Bericht über menschliche Entwicklung bringt Migration für Frauen häufig Befreiung, deutliche Einkommenssteigerungen sowie ein höheres Bildungsniveau mit sich. Allerdings bekämen viele Migrantinnen auch die Kehrseite von Migration zu spüren, nämlich Ausbeutung und „harte Lebensbedingungen“, lautet ein weiteres Ergebnis des Berichts mit dem Titel „Barrieren überwinden: Migration und menschliche Entwicklung“.

„Chancengleichheit sowie Rechte und Schutz der Frauen müssen Teil der migrationspolitischen Reformen in entwickelten wie auch in Entwicklungsländern sein“, forderte Hauptautorin Jeni Klugmann bei der Vorstellung des Berichts am 5. Oktober in Berlin. Sie wies darauf hin, dass fast die Hälfte aller MigrantInnen Frauen seien. Deren Anteil hat sich in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert. Jedoch verbergen sich nach den Worten von Klugmann hinter den relativ gleichen Anteilen der Geschlechter bedeutende Unterschiede, wenn der Blick auf die Gewinne und Kosten der Migration von Frauen gelenkt wird.

Qualifizierte Arbeitskräfte: Höhere Emigrationsquoten bei Frauen
Autorin Klugmann kommt in ihrer Studie beispielsweise zu dem Schluss, dass in den meisten Entwicklungsländern bei den qualifizierten Arbeitskräften die Emigrationsquoten von Frauen deutlich höher sind als diejenigen der Männer: „In einer Reihe von Ländern, darunter Afghanistan, Ghana, Guatemala, Malawi, Papua-Neuguinea, Togo, Uganda und Sambia, ist es um 40 Prozent wahrscheinlicher, dass Frauen mit tertiären Bildungsabschlüssen in ein entwickeltes Land auswandern als männliche Absolventen“.

Soziale Benachteiligung von Migrantinnen mit niedrigem Bildungsniveau
Umgekehrt verstärke sich die soziale Benachteiligung bei Migrantinnen aus Entwicklungsländern, welche nur über eine geringe formale Bildung verfügen, heißt es in der vom UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) in Auftrag gegebenen Untersuchung weiter. Die Beschäftigungsmöglichkeiten dieser Frauen konzentrierten sich auf den Pflegebereich und bezahlte Hausarbeit – Tätigkeiten mit niedriger Bezahlung, wenigen Unterstützungsleistungen und begrenzten Karriereaussichten. Dennoch schickten sie häufiger und – anteilig an ihrem Einkommen gemessen – mehr Geld in die Heimat als Männer.

Menschenhandel – eine große Gefahr
Als „grausamsten“ der Fallstricke von Migration bezeichneten die AutorInnen der UN-Untersuchung den Menschenhandel. Ihren Schilderungen zufolge werden weibliche Opfer mit dem Versprechen gut bezahlter Arbeit im Ausland in ein Menschenhandels-Netzwerk gelockt, das ihnen häufig die Reisedokumente abnimmt und sie isoliert, so dass die Flucht erschwert wird. „Würde man diesen Frauen die gleichen Schutzrechte zugestehen, die für Bürgerinnen und Migrantinnen mit legalem Aufenthaltsstatus bereits gelten, könnte das helfen, solche Straftaten zu verfolgen und zu verhindern“, ist sich die UN sicher. Zudem gelte es, Migrantinnen gezielt über die mit dem Menschenhandel verbundenen Gefahren aufzuklären und auf Hilfsangebote hinzuweisen.

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