NIEDERSACHSEN : „Stabilisierungspaket“ gegen Lehrkräftemangel vorgestellt

9. August 2018 // ticker

Mit einem „Stabilisierungspaket“ will Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) dem anhaltenden Mangel an Lehrkräften begegnen. So soll u.a. Grund-, Haupt- und Realschullehrer*innen eine Perspektive für eine bessere Bezahlung geboten werden.

Bild: SPD
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zwd Hannover. „Ich habe mich immer dafür eingesetzt, dass die Besoldungsstruktur überprüft wird“, sagte Tonne. Das Kabinett habe in diesem Zusammenhang beschlossen, dass bis zum Abschluss des Haushaltsaufstellungsverfahrens eine besoldungsrechtliche Prüfung abgeschlossen sein solle. „Das ist eine gute Entwicklung“, so der Kultusminister. Derzeit werde in seinem Haus eine juristische Vorlage und ein Modell für einen entsprechenden Stufenplan erarbeitet. „Die GHR-Lehrkräfte wissen mich auf ihrer Seite: Ich setze mich dafür ein, dass das Vorhaben Priorität erhält.“

Ein weiterer Punkt des Pakets ist die Anhebung der Hinzuverdienstgrenze für pensionierte Lehrkräfte. Die Landesregierung werde gemeinsam mit den Fraktionen von SPD und CDU darüber beraten, das Beamtenversorgungsgesetz zu verändern, damit pensionierte Lehrkräfte mehr unterrichten können, ohne dass das negativ mit der Pension verrechnet wird, berichtete Tonne. Bisher können die Pensionäre im Durchschnitt sieben Stunden Unterricht erteilen. „In der Praxis stellte die Anrechnung des Einkommens auf die Versorgung häufig ein Hindernis für die Weiterbeschäftigung von Ruhestandsbeamtinnen und Ruhestandsbeamten dar. Es handelt sich um einen weiteren Baustein zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung, wenn wir die Hinzuverdienstgrenze anheben würden.“

Bessere Planung der Kapazitäten in der Lehrkräfteausbildung

Drittens soll mit einer Imagekampagne aktiv um Lehrkräfte zu geworben und grundsätzlich auf die „schönen Seiten“ des Berufs aufmerksam gemacht werden. Tonne: „Es wird darum gehen, den Lehrkräften verstärkt gesellschaftliche Anerkennung und Respekt entgegenzubringen und zu verdeutlichen, welchen wichtigen Beitrag sie für uns alle leisten.“ Erster Schritt sei ein umfassendes Internet-Portal, das übersichtlich und zielgruppenorientiert über die verschiedenen Wege in den niedersächsischen Schuldienst informiert. Weitere Bausteine einer Werbekampagne würden gegenwärtig erarbeitet.

Zudem soll die Planung der Kapazitäten in der Lehrer*innenausbildung verbessert werden. Ziel sei, „zu einer strukturierten Langzeitplanung zu kommen“, so der Kultusminister. „Was wir benötigen, ist eine bessere Planung zu der Frage, wie viele Lehrkräfte wir wann benötigen und welche Strukturen dafür geschaffen werden müssen. Dazu gehört, die Studienplätze entsprechend anzupassen ebenso wie die Kapazitäten an den Studienseminaren. Hier haben wir Nachholbedarf.“ Mit Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) habe er sich darauf verständigt, die Zusammenarbeit zwischen Kultus- und Wissenschaftsministerium zu verbessern. Eine neue Arbeitsgruppe beider Häuser sei damit beauftragt, Konzepte für eine nachhaltige Bedarfsplanung zu entwickeln. „Nur so lassen sich langfristige Prognosen erstellen und zielgenaue Investitionen vornehmen“, erläuterte Tonne.

Dialog mit allen beteiligten Akteur*innen angestrebt

Schließlich soll im Dialog mit allen an Schule Beteiligten Lösungen entwickelt werden, wie Unterrichtsausfall verhindert und die Schulqualität abgesichert werden kann. So sollen in der kommenden Sitzung des Forums „Eigenverantwortliche Schule“ im Herbst 2018 die Themen Unterrichtsversorgung und Lehrkräftemangel auf der Tagesordnung stehen. „Das ist eine Aufgabe über den Tag hinaus. Alle sind mit ihren Ideen gefordert“, betonte der Minister. Zudem brauche man neue Messinstrumente, qualitativ und quantitativ. Die derzeitige Berechnung der Unterrichtsversorgung sei aus der Zeit gefallen: „Sie gibt keine Auskunft über Unterrichtsausfall, aber auch nicht darüber, wie viel Personal in den Schulen steckt, welche Zusatzangebote es gibt und wie viele Stunden tatsächlich bei den Schülerinnen und Schülern ankommen.“ Diesen Zustand wolle er überwinden und gemeinsam mit den Schulexpert*innen über neue Indikatoren einer guten, modernen Schule sprechen und neue Konzepte entwickeln.

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