CORONA-EPIDEMIE UND BERUFLICHE BILDUNG : „Starkes Signal“: Allianz sichert Zukunftschancen junger Menschen

26. Mai 2020 // Ulrike Günther

Die „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ möchte die dualen Ausbildungsgänge vor den Folgen der Corona-Krise retten. Dafür haben sich Vertreter*innen von Koalitionsregierung, Gewerkschaften, Wirtschaftsverbänden und Bundesagentur für Arbeit heute (26. Mai) auf gemeinsame Maßnahmen geeinigt. Auszubildende sollen angefangene Berufsausbildungen fortsetzen und Prüfungen ablegen können.

Digitale Technik soll Unterricht an Berufsschulen unterstützen.  - Bild: Wikimedia.org / Triplec 85
Digitale Technik soll Unterricht an Berufsschulen unterstützen. - Bild: Wikimedia.org / Triplec 85

zwd Berlin. Angesichts der sich schon jetzt abzeichnenden verheerenden Auswirkungen der Corona-Epidemie, wie gestiegene Arbeitslosen- und Kurzarbeiter*innenzahlen, weniger gemeldete Ausbildungsplätze, von Konkurs bedrohte Unternehmen, aufgrund der Schutzmaßnahmen geschlossene Berufsschulen, haben sich die Partner*innen der Allianz das Ziel gesetzt, den Ausbildungsmarkt vor einem Zusammenbruch zu bewahren und die berufliche Zukunft der Azubis sowie den Fachkräftebedarf zu sichern.

In ihrer von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier geleiteten Sitzung unterzeichneten sie eine gemeinsame Erklärung, wonach Auszubildenden ihre Lehrstellen möglichst erhalten bleiben, sie diese auch am Beginn des neuen Berufsschuljahres 2020/21 antreten sowie ausreichend Angebote für die angehenden Lehrlinge zur Verfügung stehen sollen. Darüber hinaus strebt die Allianz an, auch in den nächsten Jahren alle Ausbildungsanwärter*innen mit Lehrstellen zu versorgen.

Heil: Allianz kämpft „um jeden Ausbildungsplatz“

Wirtschaftsminister Altmeier hält während der Krise „verlässliche Rahmenbedingungen für die duale Ausbildung“ für grundlegend wichtig, um die Fachkräftebasis auch künftig zu gewährleisten. Viele Betriebe seien laut Altmeier gerade jetzt auf Hilfen angewiesen, um Lehrlingen weiterhin qualifizierte Ausbildungen anbieten zu können. Für Betriebe, die Azubis aus Konkurs gegangenen Firmen übernehmen, setzt die Allianz eine Prämie aus, um Jugendlichen trotz der Corona-Krise einen erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung zu ermöglichen.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht die duale Ausbildung als ein Aushängeschild der Bundesrepublik und wegweisend für eine „wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft“ an. Die von der Allianz beschlossenen Hilfsmaßnahmen dienen nach Heils Angaben dazu, jungen Menschen auch 2020 Beginn und Absolvieren einer Ausbildung zu garantieren. Das Bündnis von Repräsentant*innen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kämpfe „nicht nur um jeden Arbeits-, sondern auch um jeden Ausbildungsplatz“.

Karliczek: Berufsschulen profitieren vom DigitalPakt-Sonderprogramm

Ähnlich äußerte sich Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Um die duale Ausbildung als „Fundament unserer Wirtschaftskraft“ zu erhalten, sei es sinnvoll, die Leistungsfähigkeit dieses Ausbildungssystems durch Investitionen zu stärken. Karliczek betonte die bewährte Zusammenarbeit der Beteiligten, vor allem der Sozialpartner*innen, im Land. Von den über ein Sofortprogramm durch den DigtialPakt Schule zusätzlich bereitgestellten 500 Millionen Euro würden auch die Berufsschulen profitieren. Auf diese Weise könnten sie digitale Geräte und Lernformate beschaffen und somit den Unterricht unter Corona-Bedingungen fortführen.

Widmann-Mauz: Geflüchtete von Krise besonders schwer betroffen

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Annette Widmann-Mauz (CDU) erkennt besonders die schwerwiegenden Folgen, welche der wirtschaftliche Rückgang während der Corona-Epidemie auf Menschen mit Migrationshintergrund hat. Viele Einwander*innen und Flüchtlinge seien im Hotel- und Gastronomiewesen tätig, welches besonders stark von Einnahmeausfällen betroffen ist. „Wir müssen alles daransetzen, dass die erreichten Erfolge bei der Arbeitsmarktintegration nicht zurückgeworfen werden“, erklärte Widmann-Mauz. Die Einbindung von Zuwander*innen und Geflüchteten in den Arbeitsmarkt werde daher ein Schwerpunkt des Nationalen Aktionsplans Integration der Koalitionsregierung sein.

Hubig: Azubis sollen von Corona-Epidemie keine Nachteile haben

Die amtierende Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) Stefanie Hubig (SPD) hob die Bedeutung der Berufsbildung und beruflichen Schulen für die Zukunftschancen junger Menschen hervor. Sie würden zu gerechteren Bildungsverhältnissen und zur Konkurrenzfähigkeit bundesdeutscher Betriebe beitragen. Hubig begrüßte die an die Hygienevorschriften angepassten Öffnungskonzepte der Berufsschulen und lobte das Leistungsvermögen sowie die Flexibilität der Beruflichen Bildung. Die Länder würden gemeinsamen mit den Schulen darauf hinarbeiten, dass den Azubis durch die Corona-Krise keine Nachteile entstünden, unterstrich die KMK-Präsidentin.

Als ein „starkes Signal“ bezeichnete die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Elke Hannack die von der Allianz vereinbarten Hilfsmaßnahmen. Die Partner*innen des Bündnisses würden damit einen „Schutzschirm für Ausbildung“ aufspannen. Die erwähnte Übernahmeprämie, das Fördern der Verbund- und Auftragsausbildung im Rahmen der Zusammenarbeit von Betrieben ebenso wie das Stärken der zumeist staatlich oder öffentlich gestützten außerbetrieblichen Ausbildungen sollen Hannack zufolge helfen, „die Zukunftschancen der jungen Generation zu sichern“. Dadurch würden einerseits die Jugendlichen in ihren Aktivitäten rund um die Ausbildungssuche gefördert, andererseits die Betriebe dabei unterstützt, sich um die Azubis zu kümmern und den Nachschub an Fachkräften sicherzustellen.

Liste der Einzelmaßnahmen aus der „Gemeinsamen Erklärung“:

Die einzelnen Maßnahmen, auf die sich die Vertreter*innen der Allianz mit ihrer gemeinsamen Erklärung verständigten, lauten wie folgt:

1. Unterstützung für von der Corona-Pandemie betroffene Unternehmen

2. Berufsschulen öffnen und digitales Lernen ermöglichen

3. Abschluss- und Gesellenprüfungen sicherstellen

4. Fortführung begonnener Ausbildungen sichern

  • Ausbildung während Kurzarbeit oder vorübergehender Betriebsschließungen fortsetzen
  • Auszubildende bei Insolvenz oder endgültiger Betriebsschließung weitervermitteln
  • Weitere Maßnahmen zur Sicherung bestehender Ausbildungsverträge
  • Durch Maßnahmen der Ausbildungsförderung Auszubildende auch während der Corona-Pandemie weiterhin unterstützen
  • Berufsorientierungs-, Beratungs- und Vermittlungsangebote aufrechterhalten
  • Bestehende Förderinstrumente als Einstiegspfade in Ausbildung nutzen
  • Ausbildungskapazitäten ab dem Ausbildungsjahr 2020/2021 sichern

5. Ausbildungsangebot stabilisieren – Neuverträge ermöglichen.

  • Berufsorientierungs-, Beratungs- und Vermittlungsangebote aufrechterhalten
  • Bestehende Förderinstrumente als Einstiegspfade in Ausbildung nutzen
  • Ausbildungskapazitäten ab dem Ausbildungsjahr 2020/2021 sichern

6. Aus-, Fort- und Weiterbildungsträger unterstützen

7. Follow-up: Auswirkungen der Pandemie auf den Ausbildungsmarkt beobachten und vereinbarte Maßnahmen bedarfsgerecht weiterentwickeln

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