NEUER FidAR-INDEX : „Zielgröße Null ist Boykott der Gleichstellung“

3. Mai 2018 // ticker

Drei Jahre nach Inkrafttreten der gesetzlichen Frauenquote in Aufsichtsräten wächst der Frauenanteil in Führungspositionen deutscher Unternehmen nur noch langsam. Das geht aus dem aktuellen „FidAR WoB-Index“ der Initiative „Frauen in die Aufsichtsräte e.V.“ (FidAR) hervor. Die Einführung der Frauenquote sei ein Erfolg, doch es fehle an der Breitenwirkung, betont die FidAR-Präsidentin.

zwd Berlin. „Es tut sich was in Deutschlands Aufsichtsräten. Ein Plus von 9 Prozentpunkten und das in drei Jahren, zeigt: Die feste Quote wirkt“, betonte Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD) anlässlich der Veröffentlichung der Studie zum Women-on-Board-Index (WoB-Index). Doch zeige sich leider auch, dass Gleichstellung von alleine nicht funktioniere: „Denn in den Vorständen vieler Unternehmen sind Frauen Fehlanzeige. Aus meiner Sicht ist das eine sehr rückwärtsgewandte Unternehmenspolitik. Solche Männerclubs sind nicht mehr zeitgemäß – das gilt für die Politik wie auch für die Wirtschaft.

Die Ministerin forderte deshalb Sanktionen in Form von Ordnungsgeldern für Unternehmen, die eine Zielgröße „Null“ planen und nicht begründen, warum sie angeblich keine Frauen für ihre Führungspositionen finden.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • Mit Stand 14.01.2018 liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 186 Unternehmen bei 28,1 Prozent (2015: 19,9 %).
  • Die aktuell 104 börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen erreichen bereits 30,9 Prozent (2015: 21,9 %), die 82 nicht der Quote unterliegenden DAX-Unternehmen nur 19,6 Prozent.
  • Der Frauenanteil in den Vorständen der 186 Unternehmen beträgt 7,3 Prozent (2015: 5 %).
  • Bei den 104 börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen liegt der Wert mit 8,2 Prozent Frauen im Vorstand (2015: 4,9 %)
  • Bei den 82 Nicht-Quoten-Unternehmen konnten nur 5,8 Prozent Frauen in den Vorständen erreicht werden
  • 19 der 186 Unternehmen (10,2 %) haben immer noch frauenfreie Führungsetagen und weder im Aufsichtsrat noch im Vorstand eine Frau
  • Von den aktuell 104 börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen hat jedes mindestens eine Frau im Aufsichtsrat
  • 71 Unternehmen haben keine Frau im Vorstand

Das Quotengesetz habe für eine Veränderung in den Aufsichtsräten gesorgt, dennoch fehle es an einer Breitenwirkung, monierte FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. In den wichtigen Ausschüssen der Aufsichtsräte sei der Frauenanteil nach wie vor niedrig und auch die Vorstände seien größtenteils weiterhin von Männern dominiert. „45 Prozent der Unternehmen, die keine Frau im Vorstand haben, planen mit der Zielgröße Null, also weiterhin keine Frau für den Vorstand. Das sei ein „absoluter Boykott der Gleichstellung“, so Schulz-Strelow.



Im WoB-Index 185 werden die im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX sowie die im Regulierten Markt notierten, voll mitbestimmten Unternehmen untersucht. Die Studie ermöglicht den direkten Vergleich der aktuell 104 Unternehmen, die unter die feste Quote fallen, mit den 82 DAX-Unternehmen, die lediglich Zielgrößen definieren und veröffentlichen müssen.

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