zwd-POLITIKMAGAZIN Nr. 385 (1) : Die vergifteten Erbansprüche der Hohenzollen-Nachkommen

18. Juli 2021 // zwd-Redaktion/Holger H. Lührig

Seriöse Historiker:innen haben keinen Zweifel, dass der ehemalige Kronprinz Wilhelm von Preußen "dem NS-Regime erheblichen Vorschub geleistet hat". Deshalb spricht viel dafür, dass die von dem Urenkel des Kronprinzen im Zusammenhang mit den Enteignungen von Hohenzollern-Liegenschaften in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone geltend gemachten Entschädigungen ohne Erfolg bleiben werden. Die Auseinandersetzungen um das Hohenzollern-Erbe sind Gegenstand der Titelgeschichte des aktuellen zwd-POLITIKMAGAZINs.

Cecilienhof, Potsdam (Foto: zwd); Der Tag von Potsdam (Bundesarchiv); Wilhelm mit Hakenkreuzbinde (Berlingske I.,Tidende 1934)
Cecilienhof, Potsdam (Foto: zwd); Der Tag von Potsdam (Bundesarchiv); Wilhelm mit Hakenkreuzbinde (Berlingske I.,Tidende 1934)

TITELTHEMA

Die vergifteten Erbansprüche der Kronprinz Wilhelm von Preußen-Nachkommen

zwd-Herausgeber Holger H. Lührig begibt sich auf ein juristisch heikles Gebiet. Warum, erklärt die von der renommierten Düsseldorfr Juristin Prof. Dr. Barbara Schönberger (Heinrich-Heine-Universität) verantwortete Webseite "Hohenzollern-Klage-Wiki" des Deutschen Historiker:innenverbandes. Dort sind die zahlreichen vom "Chef des Hauses Hohenzollern" - genauer: des Bürgers Georg Friedrich von Preußen - und seiner Anwälte gegen Journalisten, Wissenschaftler:inmnen und andere angestrengten Abmahnverfahren und Klagebemühungen umfassendt dokumentiert. Vor Veröffentlichung der Dokumentation hat der zwd-Herausgeber die Genese und den aktuellen Stand der Auseinandersetzungen zwischen dem Priinzen und dem Bund, den Ländern Brandenburg und Berlin recherchiert und zum Gegenstand der zwd-Titelgeschuichte im zwd-POLITIKMAGAZIN, Ausgabe 385, gemacht (Seite 15-22). Sie veranschaulicht, warum zumindest nach Einschätzung seriöser Historiker:innen die von Georg Friedrich, dem Urenkel des Kronprinzen, geltend gemachten Entschädigungsansprüche für Enteignungen in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone nicht entschädigungsfähig sind.

Als Einstieg in das Thema hat der zwd-Herausgeber Holger H. Lührig die Erfahrungen aus seinem auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch monarchistisch gestimmten Elternhaus gewählt. Die Einstellung seines Adoptivvaters (NSDAP-Mitglied ab 1937) bestätigt die Erkenntnisse der historischen Forschung: Die aktiven Beiträge nicht weniger Adeliger und insbesondere des Kronprinzen sowie seiner Brüder haben vielen Menschen damals als Vorbild gedient und so zur Zerstörung der Weimarer Republik und zur Machtergreifung der NSDAP maßgeblich beigetragen. Als "entschädigungsunwürdig" wird - wie im Falle der Hugenberg-Erben - ein Anspruch bewertet, wenn der oder die Erblasser gemäß dem hierfür geltenden Gesetz aus dem Jahre 1994 dem Nationalsozialismus "erheblichen Vorschub geleistet" hat bzw. haben.

Die Rolle des Kronprinzen rückt vor dem Hintergrund des in Brandenburg anhängigen Verwaltungsstreitverfahren in den Fokus. Die zwd-Titelgeschichte verknüpft den Forschungsstand mit einer so bisher nicht verfügbaren Dokumentation der parlamentarischen Vorgänge zum Hohenzollern-Streit (Seite 20) und mit der Vorstellung verschiedener Bücher, die bereits erschienen sind oder demnächst auf den Markt kommen. Nicht unbedeutend ist dabei auch die Rolle der adeligen Preußen-Frauen, die offensiv die NS-Bewegung unterstützten, worauf Dr. Karina Urbach (Cambridge) in ihren Beitrag für das zwd-POLITIKMAGAZIN hinweist:: "Zu Unrecht vergessen: Die Rolle der Hohenzollern-Frauen gegenüber den Nazis" (Seite 24-25).

dazu Buchvorstellungen

    • Der vergebliche Kampf der Hohenzollern um ihre Erbansprüche in den Niederlanden (Seite 16)
    • Lothar Machtan: Der Kronprinz und die Nazis - erscheint August 2021 (Seite 17)
    • Stephan Malinowski: Die Hohenzollern und die Nazis - erscheint am 27.09.2021 (Seite 19)
    • Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm - erschienen 1922 (Seite 23)
    • Karina Urbach: Hitlers heimliche Helfer (Seite 24)

WEITERE THEMEN IM zwd-POLITIKMAGAZIN Nr. 385 lesen Sie unter den RubrikenKultur sowie Frauen.


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