MULTIDIMENSIONALER ERINNERUNGSMONITOR : Es braucht neue Wege, um eine kritische Aufarbeitung mit der Geschichte erlebbar zu machen

24. April 2019 // Monica Dick

Die Studie „MEMO Deutschland– Multidimensionaler Erinnerungsmonitor“ der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) und der Universität Bielefeld zeigt auf: Um den Deutschen ihre Erinnerungskultur bewusst zu machen, müssen moderne Vermittlungswege erschlossen werden. Gerade für Parallelen zwischen der NS-Zeit und aktuellen Ereignissen sei eine weitreichende Sensibilisierung vonnöten.

Gedenkstätten wie das Holocoust-Mahnmal in Berlin können zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte beisteuern. Bild: CCO
Gedenkstätten wie das Holocoust-Mahnmal in Berlin können zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte beisteuern. Bild: CCO

zwd Berlin. Kann eine bewusste Auseinandersetzung mit der NS-Zeit zu einer zivilcouragierten Gesellschaft beitragen? Dieser Frage stellte sich bereits zum zweiten Mal die Studie MEMO Deutschland. Sie ermittelte, dass das Interesse der im Rahmemn einer Telefonumfragen angesprochenen 1000 Befragten an der deutschen Geschichte nach wie vor groß ist. Nach konkreten Abschnitten der Geschichte Deutschlands gefragt, schätzten fast die Hälfte der Befragten (42,7 Prozent) die Zeit des Nationalsozialismus als bedeutsamsten und auch zukünftig erinnerungswürdigsten Teil der deutschen Geschichte ein, gefolgt von Ereignissen im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung mit 35,4 Prozent.

Wege zu einer Erinnerungskultur

Etablierte Wege wie beispielsweise über politischen und geschichtlichen Unterricht bewältigen den Studienergebnissen zufolge nach wie vor einen Großteil der Aufklärungsarbeit. Der Erinnerungsmonitor macht allerdings ebenso klar, dass in der Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte insbesondere in der älteren Bevölkerung vor allem Eigeninitiative gefordert ist: Dies resultuiert daraus, dass ältere Menschen in der Vergangenheit wenig schulische Aufarbeitung zur NS-Zeit erfahren und sie sich somit eigene Zugänge zur deutschen Geschichte durch entsprechende kulturelle Angebote erschließen mussten. Gerade filmische Dokumentationen ebenso wie Gedenkstättenbesuche spielen für die Aufarbeitung mit der Zeit des Nationalsozialismus eine große Rolle. „Zugleich sind zeitgemäße, digitale Formen der Vermittlung gerade für junge Menschen von großer Bedeutung. Die Stiftung EVZ erprobt in ihrer Projektförderung und im Rahmen des Bundesprogramms ‚Jugend erinnert‘ diesen Weg hin zu einer zukunftsorientierten Gedenkkultur“, versprach Andreas Eberhardt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung EVZ. Gerade eine gelebte Erinnerungskultur bilde im heutigen politischen Umfeld die Grundlage für Verantwortungsbewusstsein beim Engagement gegen Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen. „Die historische politische Bildung bleibt damit ein entscheidendes Handlungsfeld für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen“, heißt es in dem Studienbericht.


Der „Multidimensionale Erinnerungsmonitor“ (MEMO) beobachtet in regelmäßigen Abständen mithilfe von repräsentativen Umfragen den Zustand und die Entwicklungen der Erinnerungskultur in Deutschland. Gegenstand der Untersuchungen sind die historischen Erinnerungen in der Bevölkerung, die Einstellungen zu historischen Erinnerungen und Faktoren, die Erinnerungen prägen oder verzerren können. Damit soll MEMO zu einer empirischen Dokumentation der Erinnerungskultur in Deutschland beitragen.


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