ZWEI JAHRE FRAUENQUOTE : Frauenanteil wächst nur langsam: FidAR ruft zu „deutlich messbaren Fortschritten“ auf

29. Dezember 2017 // ticker

Zwei Jahre nach Inkrafttreten der gesetzlichen Frauenquote in Aufsichtsräten wächst der Frauenanteil in Führungspositionen deutscher Unternehmen nur noch langsam. Vor diesem Hintergrund hat die Initiative „Frauen in die Aufsichtsräte e.V.“ (FidAR) Politik und Wirtschaft zu deutlich messbaren Fortschritten bei der Gleichberechtigung aufgefordert.

Bild: berlinererklaerung.de
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zwd Berlin. „Die Quote liefert den Beweis, da alle betroffenen Unternehmen, die ihre Aufsichtsräte neu gewählt haben, einen Frauenanteil von 30 Prozent oder mehr erreichen. Dies zeigt, dass es genügend qualifizierte Frauen für verantwortungsvolle Führungspositionen in Deutschland gibt“, erklärte FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. Wo keine Quote gilt, sehe es dagegen düster aus: „Die DAX-Unternehmen, die nicht der festen Quote im Aufsichtsrat unterliegen, haben einen Frauenanteil von unter 20 Prozent. Besonders gering ist die Veränderung beim Frauenanteil in den Vorständen, hier herrscht fast Stagnation. Dies zeigt sich auch deutlich bei der Festlegung der freiwilligen Zielgrößen“, kritisierte Schulz-Strelow. Sie warnte davor, die „Beharrungskräfte der Männerquote“ nicht zu unterschätzen.

Auch öffentliche Unternehmen bleiben hinter den Erwartungen zurück

Nach den aktualisierten Zahlen des „Women-on-Board-Index“ (WoB) von FidAR mit Stand 31.10.2017 liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 185 DAX-Unternehmen sowie der im Regulierten Markt notierten, voll mitbestimmten Unternehmen der Privatwirtschaft bei 27,6 Prozent, dies entspricht einer Steigerung von nur 1,7 Prozentpunkten seit Anfang des Jahres (25,9 Prozent). Auf der Vorstandsebene kletterte der Frauenanteil um minimale 0,4 Prozentpunkte auf den weiterhin niedrigen Stand von 7,2 Prozent. Der WoB-Index misst seit 2010 den Fortschritt beim Frauenanteil in den Spitzenpositionen der Wirtschaft.

Auch bei den öffentlichen Unternehmen bleiben die Zuwächse beim Frauenanteil weiterhin hinter den Erwartungen zurück. Hier gelten ab 1. Januar 2018 für die Bundesunternehmen höhere Anforderungen; dann müssen die Hälfte der vom Bund zu bestimmenden Aufsichtsgremiumsmitglieder Frauen sein. Mit Stand 1.1.2017 lag laut Public Women-on-Board-Index von FidAR der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien der 415 größten öffentlichen Unternehmen bei 29,7 Prozent, in den Top-Managementorganen bei 17,3 Prozent. Vergleichbare Werte erzielen die 98 Bundesbeteiligungen: Dort liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien bei 29,8 Prozent, in den Managementorganen bei 15,3 Prozent.

„Paritätische Zusammensetzung das langfristige Ziel“

„Die öffentlichen Unternehmen sind noch stärker in der Verantwortung, wirksame Schritte für eine gleichberechtigte Teilhabe zu unternehmen“, mahnte FidAR-Präsidentin Schulz-Strelow. „Sie müssen eine Vorbildfunktion einnehmen. Die paritätische Zusammensetzung der Gremien ist hier das langfristige Ziel. Dies hat das Bundesgremienbesetzungsgesetz schon 1994 eingefordert.“ Es sei nur schwer nachvollziehbar, warum der Prozess trotz dieser Vorgabe bei den öffentlichen Unternehmen so lange dauere.

Die Initiative FidAR steht mit ihren Forderungen nicht allein. Gemeinsam mit 16 weiteren Frauenverbänden, die sich zur Berliner Erklärung 2017 zusammengeschlossen haben, setzt sich der Verein für eine spürbare Erhöhung des Frauenanteils auf allen Führungsebenen und für eine faire Bezahlung von Frauen auf allen Unternehmensebenen sowie für transparentes Monitoring der entsprechenden Gesetze ein.

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