BERLINER FILMFESTSPIELE 2018 : Grütters: „Berlinale hat Signalwirkung für Debatte um sexuellen Missbrauch in Kulturbranche“

16. Februar 2018 // Hannes Reinhardt

Kulturstaatsministerin Prof.´in Monika Grütters (CDU) setzt auf eine Signalwirkung der diesjährigen Berlinale in der Debatte über sexuellen Missbrauch in der Kulturbranche. Durch die „#metoo“-Debatte sei ein regelrechter Bann gebrochen worden, sagte sie am Donnerstag im Inforadio des rbb.

Kulturstaatsministerin Prof.´in Monika Grütters und Berlinale-Direktor Dieter Kosslick. - Bild: Bundesregierung/Bergmann
Kulturstaatsministerin Prof.´in Monika Grütters und Berlinale-Direktor Dieter Kosslick. - Bild: Bundesregierung/Bergmann

zwd Berlin. „Dass gerade jetzt die Berlinale stattfindet, hilft uns, das Bewusstsein dafür zu schärfen und die Debatte öffentlich weiterzuführen“, betonte Grütters weiter. Zum einem müsse man vielen Frauen Mut machen, sich zu wehren und wenn etwas passiert sei, sich zu äußern. Zum anderen habe sie zusammen mit mehreren Kulturbranchen eine Beschwerdestelle eingerichtet, für das ihr Haus für drei Jahre die Finanzierung sichergestellt habe und wodurch eine Möglichkeit geschaffen werde, sich im anonymen und diskreten Raum zu offenbaren. „Für die Zeit nach den drei Jahren müssen wir schauen, ob dieses Instrument, dieses Angebot angenommen wird. Ich glaube jedoch nicht, dass wir anschließend darauf verzichten können.“ Grütters setze dabei allerdings auf eine Mitverantwortung der Branchen. Zuvor hatte sich bereits Berlinale-Direktor Dieter Kosslick ähnlich positioniert (der zwd berichtete, Artikel siehe unten).

Warnung vor „Anfang vom Ende der Kunstfreiheit“

In ihrer Eröffnungsrede zu den Berliner Filmfestspielen hatte die Kulturstaatsministerin auch auf die große Bedeutung der Kunstfreiheit hingewiesen: „In jedem Fall lohnt es sich, die Freiheit der Kunst zu verteidigen – und ihre Fähigkeit, Debatten zu provozieren. Die Freiheit der Kunst darf nicht unter denen leiden, die im Namen der Kunst Macht missbrauchen!“ Sie sehe dabei eine „dramatische Entwicklung“, wie sie im Gespräch mit dem rbb-Inforadio ergänzte. „So weit darf es nie kommen, dass unter dem Schutz der ,political correctness‘ die Freiheit der Kunst geschleift wird“, sagte sie unter Bezugnahme auf die Übermalung eines vermeintlich sexistischen Gedichtes an der Berliner Alice-Salomon-Hochschule. Diese „Diktatur des Zeigbaren“ sei „der Anfang vom Ende der Kunstfreiheit“, unterstrich Grütters. Gerade Deutschland müsse aufgrund seiner schwierigen Geschichte „höllisch aufpassen, hier nicht an der falschen Stelle falsche Ansätze zu zeigen.“

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