U-3-BETREUUNG : In Deutschland fehlen knapp 320.000 Betreuungsplätze

27. September 2019 // ticker

Die Hiobsbotschaften für die deutsche Politik reißen nicht ab. Nachdem in den letzten Tagen veröffentlichte Studien einen Mangel an Grundschullehrkräften und Erzieher*innen prognostizierten, stellte das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Kitabereich nun eine Lücke von knapp 320.000 Betreuungsplätzen fest.

zwd Köln. Zwar gebe es in Deutschland heute mehr Betreuungsplätze für unter Dreijährige als vor einigen Jahren, aufgrund des steigenden Bedarfs reiche das Angebot jedoch nicht aus. Die zuständigen Städte und Gemeinden hatten die Zahl der Betreuungsplätze seit 2014 um rund 155.000 auf 818.000 ausgebaut. Seit Ende 2013 habe sich allerdings die Zahl der in Deutschland lebenden unter Dreijährigen von zwei Millionen auf 2,4 Millionen erhöht. „Ursache ist neben der Zuwanderung auch die gestiegene Geburtenrate“, erklärte IW-Wissenschaftler Wido Geis-Thöne.

Vergleicht man das Angebot mit dem Bedarf, ergibt sich laut den IW-Berechnungen bei den Zweijährigen eine Differenz von 16 Prozentpunkten und bei den Einjährigen von knapp 25 Prozentpunkten. Werden Kinder unter einem Jahr hinzugerechnet, ergibt sich eine bundesweite Betreuungslücke von 13 Prozent aller Kinder unter drei Jahren. Die Betreuungsquote – also das Verhältnis aller Kinder unter drei Jahren zu denen, die tatsächlich betreut werden – ist in den vergangenen fünf Jahren um nur zwei Prozentpunkte auf 34 Prozent gestiegen.

Von Tageseltern betreute Kinder nicht berücksichtigt

Differenziert nach Bundesländern weist Bremen mit einem Anteil von 20 Prozent die höchste Betreuungslücke auf, gefolgt von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit jeweils 18 Prozent. Am kleinsten ist die Lücke in Mecklenburg-Vorpommern mit vier Prozent und in Sachsen-Anhalt und Thüringen mit jeweils etwa fünf Prozent. Insgesamt ist die Lage in den neuen Bundesländern mit einer Lücke von rund neun Prozent um einiges günstiger als im Westen mit einer Lücke von mehr als 14 Prozent. Geis-Thöne wies jedoch darauf hin, dass die Zahl der tatsächlich benötigten Kita-Plätze deutlich höher liege, da unter Dreijährige, die von Tageseltern betreut werden, nicht in den Bedarf eingerechnet würden. So sind nach Angaben des IW beispielsweise in Nordrhein-Westfalen fast ein Drittel aller betreuten Kinder unter drei Jahren in der Obhut von Tageseltern, in Niedersachsen und Schleswig-Holstein liegt der Anteil bei jeweils 20 Prozent. „Die Städte und Kommunen dürfen beim Kita-Ausbau nicht nachlässig werden“, mahnte Geis-Thöne. Die Betreuung werde zunehmend bereits ab dem zweiten Lebensjahr des Kindes zum Standard.

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