UNGENUTZTE POTENZIALE : Bessere Förderung für Kinder mit deutschem Pass

27. November 2024 // Fabian Runkel

Kinder aus Zuwanderungsfamilien erhalten bessere Unterstützung von ihren Eltern, wenn diese Kinder die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Zu diesen Ergebnissen kam ein Forschungsprojekt der Stiftung Ravensburger Verlag im Auftrag des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB). Diese Vorteile halten laut Forschungsergebnissen bis zur späten Bildung an und betreffen sogar ältere Geschwister.

Foto: Cottonbro Studio @ Pexels.
Foto: Cottonbro Studio @ Pexels.

Im Jahr 2000 war eine Novelle des Staatsangehörigkeitsgesetzes in Kraft getreten. Seitdem gilt das Abstammungsprinzip nicht mehr als oberstes Gebot eines neugeborenen Kindes, sondern stattdessen können unter bestimmten Bedingungen auch Kinder von Eltern ohne deutschen Pass diesen erhalten.

Das Forschungsprojekt „Mütter mit Zuwanderungsgeschichte – Ihre Erwerbs- und Sorgearbeit, Geschlechternormen und schulischen Unterstützungsleistungen“ des BiB zog dieses Gesetz als analytischen Angelpunkt heran. Seine Auswertung der Daten direkt vor dem Gesetz und der Entwicklung seitdem zeigt mehr Unterstützung von Müttern gegenüber ihren Kindern, wenn diese die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten: Sie sprechen mit ihren Kindern öfter über die Schule, die Mütter engagieren sich mehr im Austausch mit Lehrkräften und stellen ihren Kindern mehr Lernmaterialien bereit.

Kitas zur Integration der ganzen Familie

Das Forschungsteam spekulierte nach eigenen Angaben, dass die besseren Arbeitsmöglichkeiten durch eine deutsche Staatsbürgerschaft womöglich Anreize für die Mütter schaffen, mehr Zeit, Geld und Mühen in ihre Kinder zu stecken. Betont wird aber auch, dass dazu bislang keine Daten vorlägen. Es wurde jedoch beobachtet, dass Mütter häufig nach Deutschland nachziehen und auch eine deutsche Staatsbürgerschaft beantragen, wenn ihre Kinder den deutschen Pass erhielten, was auf bessere Integration der Eltern schließen ließe.

Forschungsleiterin Prof.in C. Katharina Spieß betonte, wie wichtig Kitas hierfür seien: Wenn Kinder mit Zuwanderungsgeschichte gut integriert werden, würde sich das auch auf den Rest der Familie auswirken. Selbst ältere Geschwister würden laut Auswertung besser von ihren Müttern gefördert werden, wenn nur eines der Kinder die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt. Zudem eröffne ein gutes Kita-Angebot den Müttern die Möglichkeit, selbst erwerbstätig zu werden, was wiederum enorm wichtig für Integration sei, erklärte Spieß.

Ein zweiter Angelpunkt der BiB-Auswertung war ein Gesetz von 2012: Eine Reform zur Anerkennung von Berufsqualifikationen aus Drittstaaten habe laut der Stiftung Ravensburger Verlag die Arbeitsmöglichkeiten zugewanderter Menschen ausgeweitet. Mütter mit Migrationsgeschichte seien drei Prozentpunkte häufiger erwerbstätig als vor dem Gesetz. Bei Frauen ohne Kinder sei dieser Wert hingegen um sieben Prozent angestiegen, was ein weiterer Grund dafür sei, weshalb ein weiter Kita-Zugang elementar ist zur Integration zugezogener Frauen. Von weniger als die Hälfte stieg der Anteil von Anerkennungsanträgen von außerhalb der EU seit 2012 auf über 90 Prozent an.

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