zwd Frankfurt am Main/Berlin. Zudem müsse dem Thema Fortbildung von Kultusministerkonferenz (KMK) und Ländern mehr Bedeutung beigemessen werden. „Integration, Inklusion und Digitalisierung stellen Anforderungen an Lehrkräfte, denen sie nur mit einer qualitativ hochwertigen Vorbereitung angemessen begegnen können. Engagement und Motivation der Lehrkräfte allein reichen dafür nicht aus. Die Politik ist gefordert, Lehrkräfte endlich ausreichend zu unterstützen“, mahnte der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann. Es könne nicht sein, dass den Lehrer*innen immer mehr abverlangt wird, die Politik aber die notwendige Unterstützung durch Fortbildung verweigere.
Bei ihrer Kritik stützen sich GEW und VBE auf eine umfangreiche Bestandsaufnahme des Deutschen Vereins zur Förderung der Lehrerinnen und Lehrerfortbildung e.V. (DVLfB), die unter der Leitung des Lehrer*innenfortbildungsexperten Peter Daschner und mit Unterstützung der Bosch Stiftung festgestellt hatte, dass die Fortbildung massiv unterfinanziert sei. Die Investitionen in diesem Bereich seien demnach in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. „Man darf bei der Weiterentwicklung der Bildungsqualität nicht immer nur auf den Lehrkräftenachwuchs und das Studium setzen und dabei die Lehrkräfte im Schuldienst vernachlässigen“, betont das GEW-Vorstandsmitglied für Schule, Dr. Ilka Hoffmann. Hier gebe es zu wenig Unterstützung durch gezielte schulinterne Fortbildungen. Zudem brauche es einen Anspruch auf eine fixe Zahl an Fortbildungstagen für schulinterne Fortbildungen. Die Lehrer*innenfortbildung ist laut der Bestandsaufnahme des DVLfB schlecht vorbereitet auf die Herausforderungen, denen sich die Schulen derzeit gegenübersehen. Es fehle an Angeboten, nachhaltigen Formaten, Strukturen und Personal. „Gerade angesichts des Lehrkräftemangels müssen die Kapazitäten in den Fortbildungsinstituten massiv erhöht werden. Die Lehrkräfte an den Schulen stemmen momentan immer mehr. Deshalb müssen sie besonders intensiv auf die Aufgaben vorbereitet werden“, unterstrich Hoffmann. Dazu brauche es Qualität auf allen Ebenen des Fortbildungssystems.
Diese werde jedoch bisher von der Bildungspolitik vernachlässigt, sagte der Vorsitzende des DVLfB, Rolf Hanisch. „Daher haben wir neben der Bestandsaufnahme einen Musterqualitätsrahmen entwickelt – als Bauplan für wirksame Fortbildung.“
VBE und GEW schließen sich hier den Handlungsempfehlungen des DVLfB an und fordern von KMK und Kultusministerien:
- Herstellung von Transparenz und Vergleichbarkeit durch regelhafte Berichterstattung nach definierten Kriterien (KMK-Kommission Lehrerbildung)
- Länderübergreifende Kooperation, z.B. bei der Entwicklung nachhaltiger Formate und aussagekräftiger Evaluationsverfahren
- Systematische Erfassung des Fortbildungsbedarfs durch gezielte Befragung der Lehrer*innenschaft und Nutzung vorhandener Daten wie der schulischen Fortbildungspläne sowie der Ergebnisse von Schulinspektionen
- Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung
- gemeinsame Standards
- gemeinsame Kriterien für Monitoring, Evaluation und Berichterstattung
- Umsteuerung bei den Formaten: Entwicklung und Einsatz wirksamer Angebote mit Input-, Erprobungs- und Reflexionsphasen
- länderübergreifender Austausch zu „good practice“ und Kooperation bei der Vergabe von Forschungsaufträgen
- Professionalisierung des Fortbildungspersonals (spezifische Qualifizierung, Einsatz mit mindestens einer Drittelstelle; Zertifizierung der freien Anbieter
- definierte Zeitgefäße für die Lehrer*innenfortbildung zur Ermöglichung wirksamer Formate und zur Vermeidung von Unterrichtsausfall
- Ressourcenabbau stoppen, Angleichung an die Entwicklung der Ausgaben für das staatliche Schulwes
- Offenlegung der tatsächlich für Lehrer*innenfortbildung eingesetzten Mittel
- Einigung auf Kostenkriterien
- Beteiligung der Lehrer*innenfortbildung an der Qualitätsoffensive Lehrerbildung.