zwd-NACHRICHTENÜBERBLICK BILDUNG, KULTUR & POLITIK : Mecklenburg-Vorpommern: LehrerInnen wünschen sich länderübergreifendes Abitur und einheitliche Bewertung

7. August 2016 // zwd Schwerin (hr/ticker).

  • Deutscher Buchhandlungspreis 2016: 118 Buchhandlungen nominiert
  • „Turbo-Abi“: Bayern-SPD kritisiert Entscheidung der Landesregierung
  • Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung schreibt erste Förderrunde aus
  • Uni Potsdam setzt Qualifizierungsprogramm für geflüchtete LehrerInnen fort

  • Lehrerumfrage: Länderübergreifendes Abitur und einheitliche Bewertung gefordert

    LehrerInnen an Gymnasien und Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe in Mecklenburg-Vorpommern wünschen sich mehrheitlich ein länderübergreifendes Abitur bei gleichzeitiger Vereinheitlichung der Bewertungsmaßstäbe für Klausuren und Abiturprüfungen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage zur Weiterentwicklung der gymnasialen Oberstufe hervor, die das Landesbildungsministerium Ende des Schuljahres 2015/2016 durchgeführt hat. An der Umfrage haben sich insgesamt 1.505 Lehrkräfte beteiligt.

    „Lehrerinnen und Lehrer unterstützen die Bestrebungen, das Abitur bundesweit zu vereinheitlichen“, sagte Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD). „Bemerkenswert finde ich die Umfrageergebnisse zu den einheitlichen Bewertungsmaßstäben: Auch hier spricht sich eine deutliche Mehrheit der Lehrkräfte für einen konsequenten Kurs aus“, so Brodkorb.

    Laut Umfrage befürwortet der überwiegende Teil der LehrerInnen fünf verbindliche Abiturprüfungen. Hierunter sollen sich die Kernfächer Deutsch und Mathematik sowie eine Fremdsprache oder eine Naturwissenschaft befinden. Darüber hinaus wünschen sich die Lehrkräfte mehrheitlich die Rückkehr zum Unterricht in Grund- und Leistungskursen zumindest in den Kernfächern. Zudem sollte die Zahl der Hauptfächer wie in anderen Ländern auf vier begrenzt werden.

    Ferner spricht sich mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Umfrage dafür aus, auf Änderungen in der Jahrgangsstufe 10 als Einführungsphase des Abiturs zu verzichten. Mehr als die Hälfte der Lehrerinnen und Lehrer plädiert auch dafür, dass alle Schülerinnen und Schüler mit Versetzung in die Jahrgangsstufe 11 den Abschluss der Mittleren Reife erwerben sollen. Eine zentrale Prüfung für Jugendliche, die die Schule nach Klasse 10 verlassen möchten, lehnen sie damit mehrheitlich ab.

    „Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen können am besten beurteilen, wie sinnvoll mögliche Änderungen beim Abitur sind. Viel zu oft ist seit der Wende Politik gegen die Fachmeinung der Lehrkräfte gemacht worden. Die Politik tut gut daran, auf die eigenen Experten zu hören. Ich wünsche mir daher in der nächsten Legislaturperiode eine Reform des Abiturs auf dieser Grundlage“, betonte Brodkorb.

    Deutscher Buchhandlungspreis 2016: 118 Buchhandlungen nominiert

    zwd Berlin (hr/ticker). Eine Jury unter Vorsitz von Iris Radisch, Ressortleiterin Feuilleton der Wochenzeitung „Die Zeit“, hat aus rund 500 Bewerbungen 118 Buchhandlungen für den Deutschen Buchhandlungspreis 2016 nominiert. Die Namen gab Kulturstaatsministerin Prof.‘in Monika Grütters (CDU) am Montag bekannt. Für die Auszeichnung können sich unabhängige und inhabergeführte Buchhandlungen bewerben.

    „Es sind die Buchhandlungen, die Literatur als geistige und auch als sinnliche Freude erlebbar machen – sei es beim Stöbern und Schmökern in den Bücherregalen, sei es beim Zuhören in Lesungen, sei es bei persönlichen Begegnungen mit Autoren und Dichtern. Mit dem Buchhandlungspreis würdigt die Bundesregierung besonders die kleinen, inhabergeführten Buchhandlungen vor Ort – gerade in Zeiten, in denen viele Buchhändler um ihr Überleben kämpfen müssen“, sagte Grütters. Die Buchhandlungen seien „Garanten unserer verlegerischen und literarischen Vielfalt“ und trügen „mit großem Einsatz und Engagement zu kultureller Attraktivität und Lebensqualität ihrer Region bei“, betonte sie.

    Der Preis wird am 5. Oktober in Heidelberg verliehen. Die ausgezeichneten Buchhandlungen erhalten ein Gütesiegel, das mit Preisgeldern in Höhe von 25.000 Euro, 15.000 oder 7.000 Euro verbunden ist. Erstmalig werden dieses Jahr auch undotierte Gütesiegel an ausgewählte Buchhandlungen vergeben.

    „Turbo-Abi“: Bayern-SPD kritisiert Entscheidung der Landesregierung

    zwd München (hr/ticker). Die SPD-Fraktion im bayerischen Landtag hat die Entscheidung der CSU-Landesregierung, künftig das Abitur nach acht oder neun Jahren („G8“/„G9“) sowie Mischformen anzubieten, scharf kritisiert. Auch von Verbänden und ExpertInnen hatte es Widerstand gegen die Kabinettsentscheidung gegeben. Der Fraktionsvorsitzende Markus Rinderspacher sieht jedoch noch Chancen für eine Wende.

    „Das angestrebte Systemdurcheinander am Gymnasium schafft viele Probleme. Der Parallelbetrieb von G8, G9 und Mischvariante stellt Schulen und Kommunen vor viele ungelöste Fragen. In diesem System werden am Ende limitierende Machbarkeitsfaktoren ausschlaggebend sein und nicht pädagogische Chancen“, erklärte Rinderspacher. Die Familien, die Schulen selbst und die Kommunen könnten mit einer klaren Entscheidung für das Gymnasium G 9 am besten leben, sagte er.

    Bestätigt sieht Rinderspacher diese Position auch durch eine repräsentative Umfrage des Münchner Umfrageinstituts RIM im Auftrag der SPD-Landtagsfraktion. Demnach erreicht das achtstufige Gymnasium in Bayern nur äußerst geringe Akzeptanz (7 Prozent). 37 Prozent der bayerischen Bevölkerung bevorzugen hingegen das neunstufige Gymnasium und nur 21 Prozent finden die Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9 am besten. Unter Befragten mit Abitur findet das Modell des G9 mit 55 Prozent mit Abstand den höchsten Anklang.

    Das Forschungsinstitut hatte vom 9. bis zum 30. Juni insgesamt 947 Interviews durchgeführt.

    Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung schreibt erste Förderrunde aus

    zwd Berlin (hr/ticker). Die Geschäftsstelle des Projektfonds Kulturelle Bildung hat die erste Förderrunde der Fördersäule 1 für das Jahr 2017 ausgeschrieben. Kunst- und Kulturprojekte, die unter der aktiven Beteiligung von Kindern, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen stattfinden, können über einen Zeitraum von 12 Monaten mit Fördersummen von 3.000 bis 20.000 Euro unterstützt werden.

    Gefördert werden Kooperationsprojekte, die Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 27 Jahren kreative Kompetenzen vermitteln und ihnen Zugangsmöglichkeiten zu Kunst und Kultur gewähren. Dabei werden Vorhaben favorisiert, die jungen BerlinerInnen konkrete Erlebnisse mit den Künsten ermöglichen und sie als Teil der eigenen Persönlichkeit entdecken und reflektieren lassen. Dabei wird neben der künstlerischen und der pädagogisch-partizipativen auch auf die inhaltliche Qualität der Projekte geachtet. Maßgeblich für eine Förderung ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen mindestens einem/r Kunst- oder KulturpartnerIn und mindestens einem/r Bildungs- oder JugendpartnerIn. PartnerInnen können sowohl Einzelpersonen, Gruppen oder Institutionen sein.

    Um die Diversität der Stadtgesellschaft auch als Förderinstitution noch besser abzubilden, kooperiert die Geschäftsstelle des Projektfonds seit Anfang 2016 mit den regionalen Arbeitsstellen für Bildung Integration und Demokratie (RAA) und mit der Akoma Bildung und Kultur UG. Ziel ist es, bisher in Kunst und Kultur bzw. der Kulturellen Bildung unterrepräsentierte Gruppen als AntragstellerInnen zu gewinnen, aber auch ein stärkeres Bewusstsein für diskriminierungskritische Kultur- und Bildungsarbeit zu erzeugen.

    Uni Potsdam setzt Qualifizierungsprogramm für geflüchtete LehrerInnen fort

    zwd Potsdam (hr/ticker). Das an der Universität Potsdam im April 2016 begonnene, bundesweit einmalige Qualifizierungsprogramm für geflüchtete Lehrkräfte geht in die nächste Runde: Bis zum 31. August können sich berufserfahrene LehrerInnen, die nach Deutschland gekommen sind, um Krieg und Verfolgung zu entgehen, für die Teilnahme am einjährigen „Refugee Teachers Welcome-Programm“ bewerben.

    „Ziel ist es, die Lehrerinnen und Lehrer an die Schulen in Brandenburg zu vermitteln“, sagte der Vizepräsident für Lehre und Studium, Prof. Andreas Musil. Die Universität sei mit Schulämtern und Kommunen im Gespräch, damit die Geflüchteten tatsächlich zügig unterrichten können. „Die Signale machen Mut“, so Musil weiter. „Manch ein Bürgermeister in entlegeneren Regionen Brandenburgs stellt Wohnungen und Kitaplätze bereit, um den geflüchteten Lehrern und der mitreisenden Familie den Start zu erleichtern.“

    Die Kursteilnehmer seien hochmotiviert und wollen schnell wieder in ihren alten Beruf zurückkehren, stellt auch die Initiatorin des Programms, Prof.‘in Miriam Vock, fest. Zusammen mit Frederik Ahlgrimm betreut sie im Department für Erziehungswissenschaften der Universität Potsdam die Qualifizierung und entwickelt diese weiter. An den Schulen in Brandenburg fehlten bis zu 400 Lehrkräfte, so Vock. Auch könnten die Geflüchteten die Integration voranbringen, indem sie zu wichtigen Brückenbauern zwischen Schülern, Eltern und Schulen werden.

    Zunächst absolvieren die TeilnehmerInnen einen Deutsch-Intensivkurs am Zentrum für Sprachen und Schlüsselqualifikationen der Universität. Zur Seite gestellt werden ihnen dabei sogenannte „Buddys“. Das sind Studierende, die beim Einleben in Potsdam und an der Universität helfen sollen. Sie unterstützen zum Beispiel bei der Bewältigung bürokratischer Angelegenheiten sowie weiterer Herausforderungen des neuen Alltags. Im Anschluss an diese erste Ausbildungsetappe besuchen die Lehrkräfte im Sommersemester 2017 pädagogische und fachdidaktische Lehrveranstaltungen. Dort wird ihnen ein intensiver Austausch mit deutschen Lehramtsstudierenden, die ebenfalls an den Veranstaltungen teilnehmen, ermöglicht. Praktika sorgen zudem dafür, dass die Geflüchteten an das deutsche Schul- und Unterrichtssystem herangeführt werden.

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