DEUTSCHE ORCHESTERVEREINIGUNG : Zahl der Musiker*innen in Berufsorchestern weiter gesunken

23. Januar 2018 // ticker

Die Zahl der Musiker*innen in Berufsorchestern ist erneut zurückgegangen. Das gab die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) am Dienstag auf ihrer Jahrespressekonferenz bekannt.

zwd Berlin. So verringerten sich von 2016 bis 2018 die Planstellen von 9.816 auf 9.746. Das entspricht einem Minus von 70 Stellen. In Westdeutschland sank die Zahl der Stellen um 60 auf 6.613, in den neuen Bundesländern um 10 auf 3.133. „Angesichts des unglaublich langanhaltenden Wirtschaftsaufschwungs und übervoller Staatskassen muss nun endlich mehr Geld auch im Kulturbereich und bei den Berufsorchestern ankommen. Davon profitiert die gesamte Gesellschaft“, betonte DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens anlässlich der Präsentation der neuen DOV-Planstellenstatistik.

Auch die Zahl der Orchester war weiter rückläufig, berichtete die DOV. Sie sank von 131 im Jahr 2016 auf aktuell 129. Dafür sind zwei Fusionen verantwortlich: Die Zusammenlegung der beiden SWR-Orchester aus Baden-Baden/Freiburg und Stuttgart sowie der Thüringen Philharmonie Gotha und der Landeskapelle Eisenach. Bei der ersten gesamtdeutschen Erfassung 1992 gab es 168 öffentlich finanzierte, regelmäßig spielende Berufsorchester. Seitdem sind 39 Orchester von der Landkarte verschwunden. Die Zahl der ausgewiesenen Musiker*innenplanstellen sank von 1992 bis 2018 von 12.159 auf 9.746. Damit ging die Zahl der Arbeitsplätze um rund 20 Prozent zurück. Weitere Verluste drohen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.

„Die Bundesregierung nominiert die deutsche Theater- und Orchesterlandschaft bei der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit. Gleichzeitig schrumpft dieser Schatz weiter“, kritisierte Mertens. „Dieser Widerspruch ist den Musikern und der Öffentlichkeit nicht vermittelbar. Viele Kollegen verzichten für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze immer noch auf einen Teil der ganz normalen Tarifbezahlung.“ Lohnverzicht sei aber keine Dauerlösung: „Deshalb muss diese Lücke geschlossen werden.“

Nach DOV-Angaben haben vor allem in Ostdeutschland viele Profimusiker*innen nur Notlagen-Tarifverträge. Die Vergütungen in einigen Orchestern liege bis zu 30 Prozent unter Tariflohn und damit nur knapp über dem Mindestlohnniveau. Bundesweit zahlten 39 Orchester nicht nach Tarifvertrag, davon 27 im Osten.

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