FRANKFURTER BUCHMESSE | EHRENGAST PHILIPPINEN : zwd-POLITIKMAGAZIN 409 zum Download

28. Oktober 2025 // Redaktion

Wenn diese Ausgabe gedruckt und als pdf unsere ­Leserschaft erreicht, ist die Frankfurter Buchmesse 2025 schon wieder Geschichte. Mit unserer Berichterstattung über Ehrengastländer der Buchmesse ist es uns seit vielen Jahren wichtig, bildungs-, frauen- und gleichstellungspolitische Themen zu beleuchten. Das gilt auch für den diesjährigen Ehrengast Philippinen, der ein Zitat seines Nationalhelden José Rizal als Motto gewählt hatte; Fantasie beseelt die Luft“. Es steht als Anspruch und Kraftquelle für den Kampf starker Frauen, auch Autorinnen, gegen Unterdrückung und für Freiheit. Unsere Fragestellung will nicht nur den Blick auf das Gastland schärfen, sondern ebenso hinterfragen, welche Erfahrungen und Lernprozesse sich daraus für uns eröffnen können.

Titelthema: "Fantasie beseelt die Luft" - Frankfurter Buchmesse 2025 | Ehrengastland Philippinen

Editorial von zwd-Herausgeber Holger H. Lührig

"Fantasie beseelt die Luft“ - Was sagte uns das Leitmotto der Philippinen, Ehrengastland der Buchmesse 2025? Wenn diese Ausgabe gedruckt die Briefkästen unserer ­Leserschaft erreicht, ist die Frankfurter Buchmesse 2025 bereits schon wieder Geschichte. Mit unserer Berichterstattung über Ehrengastländer der Buchmesse war und ist es uns seit vielen Jahren traditionell wichtig, gerade jene Themen aus bildungs- und frauen- sowie gleichstellungspolitischem Blickwinkel zu beleuchten, die vor und während der Messe in den gedruckten Medien selten Platz gefunden haben. Das gilt auch für das Ehrengastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, die Philippinen, das in Anlehnung an seinen Nationalhelden Josè Rizal dessen Motto ausgewählt hatte: „Fantasie beseelt die Luft“. Kann uns damit etwas verbinden? Es steht als Anspruch und Kraftquelle für den Kampf starker Frauen, auch als Autorinnen, gegen die Unterdrückung und für Freiheit. Unsere Fragestellung zielt jeweils über die Zeit der Buchmessen-Präsentation hinaus. Sie will nicht nur den Blick auf das Gastland schärfen, sondern auch hinterfragen, welche Erfahrungen und Lernprozesse sich daraus für uns eröffnen können. (Seite 3)


Von Filipinos und Filipinas lernen - José Rizal, Maria Ressa und Patricia Evangelista – Ihr Kampf für Unabhängigkeit, Demokratie und Meinungsfreiheit im eigenen Land und für die Welt zwd Frankfurt/ Berlin /no). Drei sehr bemerkenswerte Schriftsteller:innen haben in den letzten 130 Jahren die Philippinen geprägt: Der Nationalheld José Rizal sowie die Autorinnen Maria Ressa und Patricia Evangelista. Der eine als Vorkämpfer für die Unabhängigkeit von der spanischen Kolonialherrschaft, der seine Überzeugungen 1896 als 35-Jähriger mit seinem Leben bezahlen musste. Die beiden anderen als unerschrockene Journalistinnen, die in ihrem eigenen Land immer wieder massiven Anfeindungen und fragwürdigen Gerichtsverfahren ausgesetzt waren. Ressa (62) bekam für ihr Streben nach Wahrheit, für die Verteidigung von Meinungsfreiheit und Demokratie 2021 den Friedensnobelpreis. Patricia Evangelista (40), mit Preisen für ihre journalistisch-investigative Arbeit ausgezeichnet, engagiert sich für Menschenrechte und gegen die Willkür Herrschender. Beide Frauen stehen ebenso wie die Senatorinnen Risa N. Hontiveros, Loren Legarda und Camille A. Villar (siehe Seiten 12ff.) für den Kampf starker Frauen in den Philippinen für Freiheit, Demokratie und Geschlechtergerechtigkeit. Korruption, Machtmissbrauch und Desinformation deckten sie auf. Ihre auf der Buchmesse 2025 vorgestellten Bücher eröffnen uns einen besonderen politischen Zugang zu dem Inselstaat. Sie haben angesichts autokratischer Tendenzen weltweit Beachtung verdient. (ab Seite 4)

Vielfältige Insel-Republik mit wechselhafter Geschichte zwd Berlin (no/ ug). Die Philippinen sind ein Land voller Vielfalt. Charakteristisch dafür sind sowohl die Vielzahl der Inseln wie auch der Sprachen. Mehr als 300 Jahre wurde es (bis 1896) von der Kolonialmacht Spanien regiert, danach stand es unter der Obhut der USA, schließlich war es von 1941-1945 von Japan besetzt. Nach der Unabhängigkeit 1946 herrschten Familien-Dynastien, teilweise gestützt auf eine Militärherrschaft, wie unter dem Vater des heutigen 17. Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. (Bild). Unter den (nach Wikipedia-Zählweise) 17 Präsident:innen waren zwei Frauen, zunächst die nach der Ermordung ihres Mannes zur Anführerin der People-­Power-Oppositionsbewegung gegen die Marcos-Diktatur gewordene Maria Corazon Aquino (1933-2009) als 11. Präsidentin, später Prof.in Gloria Macapagal-Arroyo (14.), ihr folgte übrigens der Aquino-Sohn Benigno Aquino III (15.). Touristisch und kulturell sind die Philippinen von der Vermischung verschiedener indigener Zivilisationen und den spanischen und amerikanischen Lebensweisen geprägt. (ab Seite 6)


Philippinen - Bildung und Politik

Lernarmut und materielle Armut gehen Hand in Hand zwd Berlin (no). Die Republik der Philippinen steht im Spannungsfeld zwischen Fortschritt und Stagnation. Das trifft auch für das Bildungssystem zu. Auf der einen Seite Fortschritt durch elitäre Bildung in Privatschulen, auf der anderen Seite Stagnation durch die öffentlichen – in der Regel unterfinanzierten und daher unterqualifizierten – Schulen. Dreh- und Angelpunkt ist die Prägung der Philippinen durch die Kolonialherrschaft, die von 1525 – 1898 unter spanischer Hoheit stand und von 1898 – 1946 unter amerikanischer. Beide hatten das Ziel, die philippinische Bevölkerung an ihre jeweiligen kulturellen Werte anzupassen, was zu einer Entfremdung von den einheimischen Traditionen und Normen führte. Das blieb nicht ohne Einfluss auf das philippinische Bildungssystem. Es steht nicht so gut da, wie es von offizieller Seite schöngeredet wird. (ab Seite 8)


Philippinen - Frauen und Politik

Zwischen Fortschritten bei politischer Gleichstellung und Familien-Dynastien zwd Berlin (ug). Schutz von Frauen im Internet, Kinderrechte und Gleichstellung für Menschen mit diverser sexueller Orientierung gehören zur politischen Agenda von Familiensenatorin Risa Hontiveros im neuen 20. Kongress. Die Gabriela-Frauenpartei hat sich trotz Stimmverlusten erneut einen Sitz im Parlament erobert, um sich für Frauenrechte und marginalisierte Personen einzusetzen. Dynastien beeinflussen vielfach die programmatische Linie von Politikerinnen, der Ruf nach Geschlechter-Quoten und Gleichstellungs-Maßnahmen wird lauter. (ab Seite 12)

"Asiens geschlechtergerechtestes Land" stärkt Gender-Mainstreaming zwd Berlin (ug). Mit Platz 20 im Gender Gap-Ranking nehmen die Philippinen bei Gleichstellung weltweit eine Vorreiterrolle ein. Das Land hat sich Gender-Mainstreaming und Geschlechtergerechtigkeit zum ressortübergreifenden Programm gemacht, auf Grundlage einer Magna Carta der Frauen. Stärken bilden ökonomische Teilhabe und beruflicher Aufstieg, Nachholbedarf ergibt sich bei politischer Mitbestimmung, Erwerbstätigkeit und sexuell-reproduktiven Rechten. (ab Seite 16)


Philippinen - Frauen und Literatur

zwd-Interview mit Mookie Katigbak-Lacuesta und Beverly Wico Siy:

Das Persönliche spiegelt die Welt: Philippinische Autorinnen über Frausein in der Gesellschaft zwd Berlin (ug). Schriftstellerinnen auf den Philippinen haben sich einen Platz in der Literatur ihres Landes erkämpft. Sie stellen herrschende Verhältnisse in Frage, geben Frauen eine Stimme, rücken ihre Erfahrungen in den Mittelpunkt. Sie reflektieren über alltägliche Probleme, männliche Dominanz, Frauenrechte und wie sich Kunst und Aktivismus verbinden lassen. Der zwd hat mit Mookie Katigbak-Lacuesta und Beverly Wico Siy über die Rolle von Autorinnen in der philippinischen Gesellschaft gesprochen. (ab Seite 19)


Aktuelle Neuerscheinungen von den Philippinen

  • Lualhati Bautista: Die 70er
  • Caroline Hau: Stille im August
  • Jessica Zafra: Ein ziemlich böses Mädchen
  • Deepa Paul: Wie es mir gefällt – Über Liebe und nicht-exklusives Begehren (ab Seite 22)


Frauen und Politik

Feministisch beleuchtet: Gastbeitrag von Dr.in Barbara Stiegler

Auf leisen Sohlen - Antifeministische Vorfälle und feministischer Gegenwind (zwd Berlin) Wenn wir in die USA schauen, geht es Schlag auf Schlag: Trump unterschreibt als eine seiner ersten Amtshandlungen ein Dekret für seine Behörden, in dem er seine Vorstellung von nur zwei Geschlechtern verbindlich macht: Behörden dürfen danach nur noch die Kategorien männlich oder weiblich zulassen. Aus offiziellen Dokumenten und Websites des Bundes werden Begriffe wie „Gender“, „Transgender“, „Schwangere Person“ und „bei Geburt zugewiesenes Geschlecht“ gestrichen. Rechte für Frauen und Queers werden reihenweise abgeschafft. Gleichstellungsmaßnahmen werden gestrichen, Abtreibungsrechte weiter eingeschränkt, transfeindliche Gesetze verschärft. So weit ist es in Deutschland noch nicht. Aber auch hierzulande mehren sich die Anzeichen, dass die Gleichstellungserfolge der letzten Jahre Schritt für Schritt wieder rückgängig gemacht werden sollen. Auch hier gibt es Sprachregelungen und Versuche, die Gleichstellungsarbeit zurückzubauen. (Seite 24)


Bildung und Politik

Zehnter Altersbericht befasst sich mit Lernen im Alter zwd Berlin (ig). Bundesbildungsministerin Krin Prien (CDU) hat am 22. September als Verantwortliche für den Bereich Senioren die Mitglieder der Zehnten Altersberichtskommission ernannt. Sie hat dabei zugleich ein klares bildungspolitisches Zeichen gesetzt: Aufgabe der Kommission wird es sein, sich bei der Erstellung des 10. Altersberichts der Bundesregierung mit „Bildung und Lernen im Alter“ zu befassen. (Seite 26)

Zwischenruf von Dr. Ernst Dieter Rossmann

Bildung und Engagement – ein Leben lang wichtig BELL: Ein Förderprogramm der guten Absicht. Um mit dem Begrüßenswerten anzufangen: Bundesministerin Prien hat nach eigenen Aussagen jetzt das erste Bundesprogramm für lebensbegleitendes Lernen für Menschen über 60 Jahre gestartet. Das Förderprogramm „BELL – Bildung und Engagement ein Leben lang“ unterstützt aktuell 50 Projekte bundesweit und hat den Aufbau spezifischer Lern- und Beteiligungsmöglichkeiten für Ältere 60+ zum Inhalt. Nur muss hier jetzt mit Blick auf die Finanzierung und die Reichweite dieser Initiative Ernüchterndes dazu angesprochen werden. Für die drei Jahre bis 2028 stehen 12,4 Mio. Euro aus Mitteln der EU und 10,7 Mio. Euro aus Bundesmitteln bereit. Zehn Prozent der Gesamtausgaben sollen durch die Träger aufgebracht werden. Bei aktuell 50 Projekten sind das pro Jahr maximal 180 000 Euro, und je mehr es noch werden, umso dünner wäre dann die Förderung. Angesichts der Breite des Bedarfs, der Komplexität des Ansatzes und der Ambition der Aufgabenstellung sind es deutlich zu wenige Projekte und zu wenige Mittel für zu viele Ziele. (Seite 27)


Trend zu digitalen Medien - Künftige Pläne für den zwd

Die TAZ nach 45 Jahren – der „zwd“ nach 40 Jahren (?) zwd Berlin (ig). Den Wandel der gedruckten Zeitungen seit der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johannes Gutenberg (um 1440) können historisch Interessierte unter anderem im Berliner Museum für Kommunikation und im Deutschen Zeitungsmuseum (Wadgassen im Saarland) nachverfolgen. Was mit Papier auch angestellt werden kann, veranschaulicht zudem das Kunstmuseum Zanders in Bergisch-Gladbach. Jetzt hat die Berliner Tageszeitung TAZ seine seit 45 Jahren werktäglich gedruckte Ausgabe auf eine „Wochenend-TAZ“ beschränkt und erscheint an den anderen Tagen nur noch digital. Auch andere Tageszeitungen zielen schon auf Wochenendausgaben, werden aber damit den traditionell wöchentlich erscheinenden Magazinen (z.B. DIE ZEIT, DER SPIEGEL) kaum gefährlich werden. Der Trend zur digitalen statt gedruckten Zeitung erscheint nicht nur aus umweltpolitischen und wirtschaftlichen Gründen unaufhaltsam, sondern hat seine Gründe vor allem auch in einem sich verändernden Leseverhalten, insbesondere in der jüngeren Generation. Gleichwohl bleibt unsicher, ob das bloße digitale Geschäftsmodell dauerhaft eine Redaktion ernährt. (Seite 28)


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