zwd Berlin. Der forschungspolitische Sprecher der Liberalen im Bundestag Thomas Sattelberger riet der Ministerin im Anschluss an die Sitzung, „ihren Hut zu nehmen“. Er warf Karliczek erneut eine „stümperhafte Umsetzung“ des Entscheidungsprozesses vor. „Dafür hätte man keine Gründungskommission gebraucht noch die Fraunhofer-Gesellschaft beauftragen müssen.“ Karliczek habe die Kommission mit falschen Erwartungen und ohne einen klaren Auftrag installiert. „Die Mitglieder sind nicht intensiv mit den Spielregeln vertraut gemacht worden“, kritisierte Sattelberger. Das sei „mit Sicherheit der größte Fehler der Ministerin“ gewesen. Zudem seien die Gutachten, beispielsweise des Forschungszentrums Jülich oder der Fraunhofer-Gesellschaft, der Gründungskommission nicht zugänglich gemacht worden. „Aus meiner Sicht muss das ganze Verfahren neu gestartet werden“, forderte er.
Karliczek habe vor dem Forschungsausschuss den Versuch unternommen, sämtliche Schuld auf die eingesetzte Gründungskommission abzuschieben, selbst aber keine politische Verantwortung für das Verfahren übernommen, kritisierte auch die innovationspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion Anna Christmann. „Das ist ein großes Versäumnis. Gerade als Forschungsministerin muss sie sicherstellen, dass Vergabeverfahren sauber ablaufen. Sonst ist sie für dieses Amt nicht geeignet.“ Es bleibe nach wie vor der Eindruck, dass externe Stellungnahmen, die sich eindeutig für andere Standorte ausgesprochen hätten, nicht in das Verfahren eingeflossen seien. Karliczek habe nicht aufklären können, was die Gründe ihres Ministeriums gewesen waren, die Entscheidung für den Standort Münster zu treffen. Christmann forderte eine Neuauflage des Vergabeverfahrens. „Wir werden jetzt prüfen, welche Möglichkeiten es hier gibt“, kündigte die Grünen-Abgeordnete an.
Vor kurzem hatte Karliczeks Parteikollegin, die CDU-Spitzenkandidatin in Baden-Württemberg Susanne Eisenmann, der Ministerin den Rücktritt nahegelegt, sollten sich die gegen sie erhobenen Vorwürfe bestätigen.